Ein geniales Debüt einer jungen Autorin: "Es wird keine Helden geben"!
Anna Seidl
Es wird keine Helden
geben
978-3-7891-4746-3
Oetinger Verlag
Alter: 14+
Fast wäre Miriam an
diesem Tag zu spät zur Schule gekommen, wenn ihr Freund Tobi ihr
keine SMS geschickt hätte. So kommt sie noch pünktlich. Sie konnte ja
nicht ahnen, was an diesem Tag geschehen und wie sehr es ihr Leben
verändern würde. In der Pause fallen plötzlich Schüsse. Ein
Amoklauf! Miriam versteckt sich mit ihrer Freundin Joanne auf dem
Klo. Draußen herrscht Panik. Der Amokläufer ist ganz nah. Sie
sieht, wie ein Junge namens Philipp stirbt. Sie ist unfähig zu
handeln, kann sich nicht bewegen. Sie muss mitansehen, wie ihr Freund
Tobi auf dem Flur verblutet und tut nichts, um ihn zu retten. Sie
kann nicht. Das Leben ist kein Film. Es gibt keine Helden. Jeder ist
sich selbst der Nächste. Auch Miriam wird angeschossen. Dann ist
alles vorbei. Und fängt gerade erst an. Das Danach, die Schuld, die
Trauer … . Warum hat sie überlebt? Warum musste Tobi sterben? Wie
soll sie ohne Tobi weiterleben? Hat sie vielleicht sogar Schuld an
dem Amoklauf? Immerhin gehörte sie zu denen, die Matias aus der
Parallelklasse, den Amokläufer, immer gemobbt haben. Sie hat echt
üble Kommentare über ihn abgegeben und ihn mal ganz fies abblitzen
lasse, als er mit ihr zum Tanzstundenball wollte. Bei Miriam zuhause
gibt es Probleme. Sie meint, ihre Eltern würden sie wie ein
trotziges kleines Kind behandeln. Sie will einfach in Ruhe gelassen
und nicht mit Samthandschuhen angefasst werden. Wenigstens ihr Opa
versteht sie und ist für sie da. Ihre Freundin Joanne hingegen
ignoriert sie und schweigt. Miriams Mutter, die die Familie verlassen
hat, kommt zurück. Miriam will das nicht. Sie war auch sonst nie für
sie da. Immer wieder ruft sie Tobis Mailbox an, um seine Stimme zu
hören, bis seine Eltern schließlich sein Handy abmelden. Die Schule
geht weiter, zunächst allerdings im Container. Es gibt einen
Gedenkgottesdienst, eine Schülerversammlung und Trauerbegleiter für
die Schüler. Miriam erträgt das alles nicht. Ihre Freundin Tanja
ist nach Berlin gezogen und ist auch nicht mehr auf Facebook zu
erreichen. Sophia wird langsam zum Junkie und hängt nur noch mit den
Kiffern ab. Joanne schweigt noch immer. Nur Vanessa bleibt Miriam als
Freundin. Miriam geht zur Therapeutin Dr. „Nenn mich Rosalie“
Frei. Sie hat vor allem Angst und rastet bei der Therapie aus. Sie
kann einfach nicht mehr. Sie schreit Tobis Grabstein an: „Warum
hast du mich verlassen, du Arsch?“. Immer wieder muss sie daran
denken, wie sie Matias gemobbt haben. Vor allem Tobi konnte da ganz
schön fies sein. Sie beschimpften ihn als Loser und Fettsack,
fragten ihn, ob er noch nie was von Dusche oder Deo gehört hätte etc.
. Mit ihrer Mutter geht Miriam zur Mutter von Joanne, weil sie sich
große Sorgen um ihre Freundin macht. Zu Recht, wie sich wenig später
herausstellt. Joanne bringt sich um. Die Osterferien verbringt Miriam
mit ihren Eltern am Meer. Als sie wieder zuhause ist, beginnt sie
eine Gruppentherapie. Ihr Leben wird nie mehr so sein wie zuvor,
aber es wird besser. Und dann ist da ja auch noch Stephen … .
Dieses Buch hat mich
wahnsinnig beeindruckt. Ich konnte kaum glauben, dass das eine
16-Jährige geschrieben hat. Es ist einfach unheimlich fesselnd und
sprachlich brillant geschrieben. Das Thema ist natürlich krass und
es kommt einem vor, als wäre man hautnah dabei. Wie kann man über
so etwas so realistisch schreiben, ohne es selbst erlebt zu haben?
Man wird beim Lesen so mitgerissen von der Geschichte, dass man
dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Ein sehr
beeindruckendes Debüt! Ich bin schon sehr gespannt auf weitere
Bücher von Anna Seidl.
Viel Spaß beim Lesen!!!
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