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Mittwoch, 24. November 2021

"Mein Bruder heißt Jessica"


Wenn aus Deinem Bruder Deine Schwester wird: "Mein Bruder heißt Jessica"!

John Boyne, übersetzt von Adelheid Zöfel
Mein Bruder heißt Jessica
978-3-7373-4219-3
Fischer KJB Verlag
Alter: 12+

Schon immer waren Sam und sein vier Jahre älterer Bruder Jason ein Herz und eine Seele. Ihre Eltern sind in der Politik, die Mutter ist Ministerin und der Vater ihr Privatsekretär. Beide sind total spießig, halten sich jedoch für tolerant, weil sie zwei Schwarze und zwei Schwule kennen. Jason ist ihr Vorzeigesohn, ein brillanter Fußballer, der zu ihrem Leidwesen jedoch keine Profikarriere in Betracht zieht. Sam hingegen hat eine Leseschwäche und wird in der Schule gemobbt. Eines Tages überrascht Jason seine Familie mit einer Neuigkeit, die alle schockiert. Er sagt ihnen, dass er eigentlich ein Mädchen ist! Seine Mutter meint, er sei nur verwirrt, das sei die Pubertät, er werde da schon wieder rauswachsen, und überhaupt sei dieses ganze “transgender” nur ein Modetrend. Sam fragt sich, wie Jason ein Mädchen sein kann, wo er doch einen “Pimmel” hat. Die Eltern haken das Thema ab und wollen nie wieder etwas davon hören. Jason leidet und zieht sich zurück. In Sams Schule wird über seinen Bruder getratscht und nicht nur Jason, sondern auch Sam, als “Transe” beschimpft. In den Ferien bleibt die Familie in England, da die Mutter in jedem möglichen Reiseziel eine politische Aussage an ihre Wähler sieht. Schließlich will sie Premierministerin werden. Als sie in einem Restaurant von einer ultra-konservativen alten Lady für ihre Pro-Brexit-Entscheidungen gelobt wird, mischt sich Jason ein. Seine Mutter schämt sich für ihn, und sein Vater findet seine langen Haare und sein feminines Outfit peinlich. Sam ist einfach nur verwirrt. Wird er sich vielleicht auch irgendwann in ein Mädchen verwandeln? Die ganze Familie sucht den Psychologen Dr. Watson auf, natürlich alles sehr diskret. Jasons Eltern wollen, dass er wieder der Alte wird und machen sich mehr Gedanken darüber, was die Leute denken als darüber was sie ihrem Kind antun. Sie sind entsetzt, dass Dr. Watson Jason nicht für verrückt hält und ihn sogar auch noch ermutigt anstatt sofort mit einer Elektroschock-Therapie oder so zu beginnen. Sam prügelt sich in der Schule und gibt Jason die Schuld. Nachts schneidet er Jasons Pferdeschwanz ab. Jason hält es nicht mehr aus und zieht zu Tante Rose. Die ausgeflippte Hippie-Tante scheint der einzige vernünftige Mensch in der Familie zu sein, denn sie akzeptiert Jason wie er, bzw. sie, ist. Ab jetzt ist Jason Jessica. Zuhause spricht man nicht mehr über sie. Als der Premierminister zurücktritt, sieht Sams Mutter ihre große Chance gekommen, doch dann kommt alles anders …
Eine tolle Geschichte, obwohl ich den Ich-Erzähler Sam nicht sonderlich sympathisch fand und auf die Eltern beim Lesen regelrecht einen Hass entwickelt habe. Interessant fand ich, dass mal nicht aus Sicht der/des Betroffenen erzählt wird.
Viel Spaß beim Lesen!!!

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Mittwoch, 17. November 2021

"Verraten"

Spitzel wieder Willen: "Verraten"!

Grit Poppe
Verraten
978-3-7915-0164-2
Dressler Verlag
Alter: 14+

DDR, 1986: Nachdem seine Mutter an Krebs gestorben ist und seine Oma ins Feierabendheim gebracht wurde, landet der sechzehnjährige Sebastian Haberkamp in den Fängen der Jugendhilfe. Als er in einem sogenannten Übergangsheim landet, welches mehr einem Gefängnis gleicht, versteht er die Welt nicht mehr und fühlt sich völlig verlassen. In dem Heim lernt er die siebzehnjährige Katja kennen, die schon aus diversen Jugendwerkhöfen entflohen ist. Diese Höfe sollen der “Umerziehung zur sozialistischen Persönlichkeit” dienen, aber im Prinzip ist es Zwangsarbeit am Fließband, begleitet von physischen und psychischen Misshandlungen. Katja hat gelernt, sich weit weg zu träumen, auf das Raumschiff Enterprise - oder in den Westen. Sie wurde geschnappt, als sie ihre Mutter und ihre kleine Schwester Sandra besuchte. Sebastians Vater, zu dem er schon ewig keinen Kontakt hatte, wird ausfindig gemacht, und er soll Sebastian bei sich aufnehmen. Als er ihn dann abholt, nutzt Katja die Chance zur Flucht und legt sich in den Sarg hinten im Leichenwagen, denn Sebastians Vater arbeitet als Bestatter in (Ost-)Berlin. Sebastian entdeckt sie und beschließt, sie auf dem Dachboden zu verstecken, ein riskantes Unterfangen. In der neuen Schule wird Sebastian von Herrn Möller aufgesucht, der für die Stasi arbeitet. Sebastian soll nicht nur seine Mitschüler bespitzeln und verdächtige Aktivitäten melden, sondern vor allem seinen Vater ganz genau im Auge behalten. Das sei nur zu dessen Wohl. Aus politischen Gründen war er nämlich vier Jahre im Gefängnis und muss nun wieder in die sozialistische Gesellschaft eingegliedert werden. Sebastians Vater vermutet die Stasi überall, sucht die ganze Wohnung nach Wanzen ab, aber hat seinen eigenen Sohn natürlich nicht in Verdacht. Katja, die sich ein neues Outfit und eine neue Frisur zugelegt hat, und Sebastian kommen sich näher und küssen sich. Von seinem neuen “Job” unter dem Decknamen Arthur Engel erzählt er Katja jedoch nichts. Sie merkt aber, dass ihn etwas bedrückt. Dann entdeckt Katja ein Geheimfach im Speiseschrank, darin: eine Taucherausrüstung und Flugblätter in polnischer Sprache. Sie wird von Sebastians Vater ertappt, der aber recht cool reagiert und stolz auf seinen Sohn ist, weil er Katja versteckt. Er öffnet sich, und Sebastian nutzt das aus, um ihn auszuhorchen. An der Schule ist der Supergau in Tschernobyl Gesprächsthema Nummer 1. Besteht wirklich keine Gefahr für die Gesundheit? Sind die Berichte im Westfernsehen nur Panikmache? Und sind es jetzt 2 oder 2000 Tote? Sabine aus Sebastians Klasse engagiert sich für den Umweltschutz und gegen Atomkraft und nimmt Sebastian mit zu einem geheimen Treffen in der Zionskirche. Als Sebastian ein heikles Graffiti von Katja von einer Hauswand entfernt, wird er verhaftet, doch Möller haut ihn raus. Er verrät das Geheimversteck seines Vaters, doch die Stasi findet dort nichts, weil Katja die Sachen bereits an einen sicheren Ort gebracht hat. Sebastian will aussteigen, aber so einfach geht das nicht. Dann wird Katja entdeckt und muss abhauen. Wird sie die riskante Flucht über die Ostsee wagen?
An dem Beispiel von Sebastian und Katja wird Geschichte lebendig! Total spannend!
Viel Spaß beim Lesen!!!

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Mittwoch, 3. November 2021

"Keiner zwischen uns"


Ein Freund, ein guter Freund ...: "Keiner zwischen uns"!

Carolin Hristen
Keiner zwischen uns
978-3-7641-7120-9
Ueberreuter Verlag
Alter: 12+

Nelson ist fünfzehn Jahre alt und lebt in Hamburg. Sein Vater, der aus Afrika stammte, ist an Krebs gestorben, die Mutter leidet unter Depressionen und ist oft in der Klinik. Nelson lebt von Eis und Tiefkühlpizza und schwänzt nicht selten die Schule. Nach den Ferien kommen zwei neu Mitschülerinnen in seine Klasse, die blonde Marie, die schnell einen Ruf als Streberin weg hat und in die Nelson sich sofort verknallt - und Barin, ein schüchternes Flüchtlingsmädchen aus Afghanistan. Da Barin Deutschland nicht verlassen darf, wird die geplante Klassenfahrt nach Holland abgesagt und es soll stattdessen irgendwo nach Mecklenburg-Vorpommern gehen. Der neue Lehrer Herr Zimmermann entpuppt sich zudem als Schlaftablette, und die Stimmung in der Klasse ist nicht die beste. Ibrahim, genannt Ibo, hat eine kurze Zündschnur und rastet gern mal aus. Früher wurde Nelson von Ibo wegen seiner Hautfarbe gemobbt, doch seit Nelson mit Hamza, dem coolsten Typen in der Klasse, befreundet ist, legt sich keiner mehr so leicht mit ihm an. Er und Hamza sind wie Brüder. Marie hat Nelsons Interesse bemerkt und fühlt sich ebenfalls zu ihm hingezogen. Als sie jedoch Nelson mit der attraktiven Katharina sieht, der er aus einer brenzligen Situation geholfen hat, denkt sie, er sei bereits vergeben und bekommt Liebeskummer. Auf die Klassenfahrt hat sie gar keinen Bock, doch ihre Mutter zwingt sie mitzufahren und schenkt ihr einen total peinlichen Koffer. Nelson verpasst beinahe den Zug, weil er verpennt hat und wird von seinen Kumpels belächelt, weil er im Zug liest statt Handyspiele zu zocken. Barin ist nun doch nicht mit von der Partie, weil ihr Vater ihr die Klassenfahrt nicht erlaubt hat. Viele sind deswegen sauer. Sie könnten jetzt in Holland Party machen, statt irgendwo in der Pampa eine Ziegelbrennerei zu besichtigen - und das alles wegen Barin, die jetzt eh nicht dabei ist! Die Klassenfahrt wird bald recht turbulent: Nelson und seine Kumpels versagen beim Küchendienst und servieren ungenießbare Nudeln, während Marie sich Ärger mit der Polizei einhandelt. Sie wird wegen “kreativen Umgestaltens” von diskriminierenden Wahlplakaten/ Sachbeschädigung verhaftet. Marie ist jedoch stolz auf ihre Aktion. Dann kommt es zu einem schwerwiegenden Missverständnis. Nelson sieht Hamza Arm in Arm mit Marie. Das ist für ihn Verrat! Er redet nicht mehr mit Hamza. Als Nelson dann auch noch auf offener Straße von Fremden als “Scheißflüchtling” beschimpft und verprügelt wird, reicht es ihm, und er kehrt nach Hamburg zurück, wo er Trost bei Katharina sucht. Marie reist ihm nach und gesteht ihm ihre Liebe. Sie erzählt ihm auch, dass Hamza sich bei einem Unfall das Bein gebrochen hat und nun im Krankenhaus liegt. Gemeinsam wollen sie ihn besuchen. Nelson und Hamza versöhnen sich, und Hamza offenbart Nelson ein lang gehütetes Geheimnis: Er ist schwul! Sein konservativer Vater darf das keinesfalls erfahren. Dummerweise hat Ibo durch Zufall davon Wind bekommen. Hamza lässt durchblicken, dass der darauf folgende Unfall gar kein Unfall war. Nelson fällt es schwer, mit der Situation umzugehen. Einerseits will er seinen Freund unterstützen, andererseits hat er Angst, auch für schwul gehalten zu werden. Ibo terrorisiert Hamza. Alle in der Klasse haben Angst vor ihm. Doch alles ändert sich, als Barin und ihre Familie abgeschoben werden sollen. Plötzlich halten alle zusammen, und Ibo, der sich in Barin verliebt hat, zeigt, dass er einen weichen Kern hat.
Voll aus dem Leben! Eine mitreißende Geschichte über den Wert wahrer Freundschaft!
Viel Spaß beim Lesen!!!

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