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Mittwoch, 19. Januar 2022

"Zwei von jedem"


Ein Märchen? Ein historischer Roman? Ein Erstlesebuch?
Alles, und doch keines davon: "Zwei von jedem"!

Rose Lagercrantz (mit Illustrationen von Rebecka Lagercrantz), übersetzt von A. Kutsch

Zwei von jedem

978-3-89565-419-0

Moritz Verlag

Alter: 8+

Elias, der von allen Eli genannt wird, lebt in einer Stadt in Siebenbürgen. Er kann sehr schnell rennen, so schnell, dass er jedem Vampir entkommen kann. Zwar glaubt er nicht wirklich an Vampire, aber sicher ist sicher. In der Schule lernt er Luli/Lulinke kennen, die auch super schnell ist. Die beiden laufen regelmäßig um die Wette, spielen “Achtung, Dracula kommt” und sind bald unzertrennlich. Eli, sein Bruder Adam und seine Mutter leben bei dem alten Stoffhändler Isaak, seit Elis Vater gestorben ist. Elis Mutter schmiert immer zwei Schulbrote, eins für Eli und eins für Luli. Meistens gibt Eli ihr beide. Luli hat keine Mutter mehr, und ihr Vater ist nach Amerika gegangen. Irgendwann wird er Luli und ihre Schwester Hanna nachholen. Luli und Hanna leben bei ihrer Tante in einem zugigen Haus ohne fließendes Wasser. Obwohl nicht immer alles perfekt ist, haben Eli und Luli eine schöne Zeit. Doch dann wird Eli krank, so richtig schwer krank. Selbst der Arzt ist besorgt. Elis Mutter gibt Eli Hühnerbrühe, die beste Medizin, findet sie. Doch die wirklich beste Medizin für Eli ist Luli, die sich nicht abwimmeln lässt und viele Wochen an seinem Krankenbett ausharrt, wo sie Puppenkleider näht. Irgendwann geht es Eli besser, doch er ist noch sehr schwach. Luli überzeugt ihn, dass ihm das Wasser aus der Zauberquelle auf dem Berg Szalavan helfen wird. Dann kommen die Fahrkarten nach Amerika mit der Post, und Luli packt ihre Sachen, um zu ihrem Vater zu reisen. Luli ist weg. Eli ist allein. Und es kommt kein Brief von Luli. Die Jahre vergehen, Eli wird größer, hilft dem alten Isaak im Laden. Der ist besorgt. Er hat Angst vor den Menschen, die keine Juden mögen, und die werden immer mehr und immer einflussreicher. Bald dürfen die Juden kaum noch etwas, Isaak muss nicht nur sein Radio abgeben, sondern auch irgendwann sein Geschäft aufgeben. Dann kommen die Soldaten, treiben die Juden aus ihren Häusern, auch Eli, seinen Bruder Adam, seine Mutter und den alten Isaak. Sie müssen in einen Zug steigen. Der Zug fährt nach Auschwitz. Eli und Adam werden von ihrer Mutter und Isaak getrennt, sehen sie nie wieder …

Viele Jahre später: Eli hat überlebt und wohnt mittlerweile in Stockholm. Eines Tages erhält er einen Brief, einen Brief von Luli!

Als ich dieses kleine Büchlein von knapp 100 Seiten und mit extra großer Schrift in die Hand nahm und den Namen Rose Lagercrantz las, rechnete ich mit einer netten kleinen Geschichte, denn ich kenne (und mag) ihre Dunne-Bücher (“Mein glückliches Leben” etc.).

Was ich dann aber zu lesen bekam, war etwas völlig anderes. Zwar steht auch hier eine Freundschaft im Mittelpunkt der Geschichte, aber “Zwei von jedem” hat noch so viel mehr zu bieten.

Die Geschichte spielt in Siebenbürgen, in der Zeit des 2. Weltkrieges und wurde von den Kindheitserinnerungen von Rose Lagercrantzes Mutter Ella inspiriert, obwohl diese wohl im Allgemeinen eher wenig über ihre Vergangenheit sprach. Ella überlebte das KZ und ging nach dem Krieg nach Schweden. Auch die Erinnerungen ihrer Tante Viktoria, die später nach Kanada ging, floß in die Geschichte ein. Rose Lagercrantz hatte schon viele Bücher über jüdische Schicksale geschrieben, jedoch bislang keines für Kinder. Als sie vom Schwedischen Rundfunk gebeten wurde, ein “Märchen” für Kinder über diese Thematik zu schreiben, zögerte sie zunächst. Am Ende wurde es dann auch kein typisches Märchen, aber eine Geschichte über Freundschaft und Liebe in Zeiten voller Grausamkeit.

Viel Spaß beim Lesen!!!

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