Lebendige Geschichte: "Das verkaufte Glück - Der lange Weg der Schwabenkinder"!
Manfred
Mai
Das
verkaufte Glück – Der lange Weg der Schwabenkinder
978-3-473-36869-3
Ravensburger
Verlag
Alter:
10+
Jakob
und sein jüngerer Bruder Kilian müssen ihre Heimat verlassen. Ihre
Familie in Tirol ist arm und hungert. Bald bekommen sie noch ein
weiteres Geschwisterchen und schon jetzt reicht es hinten und vorne
nicht. Mit einer Gruppe anderer Kinder ziehen die beiden ins
Schwabenland. Dort sollen sie durch die Arbeit bei wohlhabenden
Bauern Geld verdienen. Der Marsch über die Berge ist beschwerlich.
Es liegt Schnee und es ist bitterkalt. Es ist ein langer Weg, bis sie
endlich in Ravensburg ankommen, wo sie auf dem Kindermarkt verkauft
werden. 15 Gulden und doppeltes Häs (Bekleidung oder Garderobe) soll
Jakob für seine Arbeit bei einem Bauern in Staig bekommen. Kilian
wird nach Berg vermittelt und wird etwas weniger verdienen. Es
gefällt ihm gar nicht, dass er von seinem Bruder getrennt wird.
Jakob wird von seinem Bauern gut behandelt und von dessen Familie
akzeptiert, nur der Knecht quält ihn, wo er nur kann. Er schlägt
ihn, legt ihm tote Ratten ins Bett und bezichtigt ihn sogar des
Diebstahls. Nur Sonntags nach der Kirche kann Jakob seinen Bruder
sehen. Eigentlich geht es ihm noch ganz gut. Zum ersten Mal nach
langer Zeit hat er genug zu essen. Trotzdem beschließt er, seine
eigenen Kinder niemals ins Schwabenland zu schicken. Er und die
anderen Kinder dürfen keine Schule besuchen und müssen den ganzen
Tag hart arbeiten. Einige werden geschlagen und misshandelt. Jakob
sieht wie Anna, ein Mädchen aus seinem Heimatdorf, in der Scheune
von ihrem Bauern belästigt wird und hilft ihr zu fliehen. Zum Glück
finden sie einen anderen Platz für sie. Außerdem läuft sein Bruder
Kilian weg, um bei ihm sein zu können und er muss ihn finden und
zurückbringen. Es vergeht eine lange Zeit, bis die beiden sich
wieder auf den Heimweg machen können. Nach Martini dürfen die
Kinder nach Tirol zurückkehren. Im Gepäck haben sie ihren Lohn,
neue Kleidung und einen Vorrat an Lebensmitteln. Wieder geht es über
die Berge, wieder ist der Weg lang und schwer, doch schließlich
kommen sie in der Heimat an. Endlich können sie ihre Eltern und
kleinen Geschwister wieder in die Arme schließen. Aber es herrscht
noch immer Armut und viele der Kinder werden sich wohl auch im
nächsten Jahr wieder auf den weiten Weg ins Schwabenland machen
müssen.
Traurig,
aber wahr! So wie Jakob und Kilian erging es unzähligen der
sogenannten Schwabenkinder. Wie Sklaven wurden sie zum Arbeiten
verkauft und nicht alle wurden so freundlich aufgenommen wie Jakob.
Bevor ich hier in die Gegend zog, hatte ich davon noch nie etwas
gehört. Doch hier, in Ravensburg, war tatsächlich der Kindermarkt,
von dem im Buch die Rede ist. Die Kinder, die heute hier aufwachsen,
lernen alles darüber in der Schule, lesen Bücher wie „Der
Hungerweg“ und ab jetzt wohl auch „Das verkaufte Glück“. Viele
Schulklassen wandern auf den Spuren der Schwabenkinder auf dem Weg,
den auch diese damals gingen und erleben so ein Stück lebendige
Geschichte. Das Buch hat mich sehr beeindruckt und es ist auf jeden
Fall empfehlenswert, nicht nur als Schullektüre.
Viel
Spaß beim Lesen!!!
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