Rena Dumont
Paradiessucher
978-3-446-24164-0
Hanser Verlag
Alter: 14+
Tschechoslowakei 1986: Lenka ist 17 und
träumt von einer Schauspielkarriere. Leider wurde sie bis jetzt an
noch keiner Schauspielschule angenommen. Ein Brief veränder ihr
bisheriges Leben. Darin ist das Visum, auf das sie und ihre Mutter
seit langem warten. Das Tor zum goldenen Westen öffnet sich. Nur weg
hier! Wiederkommen? Fehlanzeige! Obwohl Lenka ihre Freunde, ihren
Freund Pavel und ihre Großeltern und anderen Verwanden vermissen
wird, wagt sie es. Sie und ihre Mutter packen das Nötigste ein und
fliehen. Doch Deutschland ist kein Paradies. Beide können kein
Deutsch und bei Bekannten oder Verwandten können sie auch nicht ewig
bleiben. Schließlich landen sie im Asylbewerberheim Königssee,
zusammen mit anderen Tschechen, Slowaken, Polen und Jugoslawen und 60
DM Taschengeld pro Monat. Zunächst ist alles ein Abenteuer, sogar
der Einkauf beim ALDI. Lenka hat noch nie eine Kiwi gesehen und weiß
nicht, dass man Cornflakes üblicherweise mit Milch isst. Sie und
ihre Mutter lassen sich von Zimmergenossin Maria überreden, bei
Karstadt und co. zu klauen. Unterwäsche, Lippenstifte und andere
Luxusartikel. Doch Lenkas Mutter geht es nicht gut. Sie isst immer
weniger, wird immer dünner. Aus der alten Heimat kommen schlechte
Nachrichten. Die Wohnung versiegelt, alle Besitztümer beschlagnahmt,
auch Fotos, Tagebücher und co., Freunde bekamen Ärger, die Briefe,
die sie schickten wurden abgefangen und/oder zensiert und Oma ist im
Krankenhaus. Schließlich stirbt die Oma, eine Torten liebende
Diabetikerin, in Tschechien, ohne dass Lenka oder ihre Mutter etwas
tun können. Lenka bemüht sich unterdessen, die Sprache zu lernen
und besucht als „Gasthörerin“ eine deutsche Schule. Nach einer
missglückten Liebesgeschichte mit dem Jugoslawen Marian, lernt sich
dort Chris kennen und lieben. Was die Zukunft angeht, ist jedoch noch
nichts entschieden. Bekommen Lenka und ihre Mutter Asyl und dürfen
bleiben, oder werden sie abgeschoben?
Dieser teilweise autobiografische Roman
zeigt uns ein Stück Zeitgeschichte und gewährt Einblicke in eine
uns heute schon wieder fast fremde Welt. Die jüngeren Leser haben
diese Zeit nicht miterlebt und wundern sich wahrscheinlich über so
manches. Lenkas Kulturschock: Jeans statt Polyester, Konsumrausch
statt Kommunismus ... das kann man heute schwer nachvollziehen. Darum
ist es nicht nur interessant, sondern auch wichtig, etwas über die
Vergangenheit zu erfahren. Durch Lenkas Augen kann man erleben, wie
es damals war. Spannend, realistisch und informativ, ein tolles Buch!
Viel Spaß beim Lesen!!!
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