Martine Leavitt,
übersetzt von Clara Drechsler und Harald Hellmann
My Book of Life – by
Angel
978-3-522-20189-6
Thienemann Verlag
Alter: 14+
Seitdem ihre Mutter an
Krebs gestorben ist, fühlt sich die sechzehnjährige Angel aus
Vancouver sehr einsam. Sie klaut einzelne Schuhe im Einkaufszentrum
und ist auf der Suche nach jemandem, der das Loch in ihrem Herzen
stopfen kann und verliebt sich dabei in Call. Sie verlässt ihre
Familie und zieht zu ihm. Call ist ein erfolgreicher Geschäftsmann
und die Liebe ihres Lebens. So sieht das Angel zu Anfang, doch die
Realität sieht leider anders aus. Ihr neuer Freund ist ein Zuhälter,
eine große Nummer auf dem Kiez. Es fängt damit an, dass Angel zu
ein paar seiner Freunde „nett“ sein muss, weil er gerade ein
bisschen klamm ist, doch bald schon schickt er sie auf den Strich.
Schnell wird sie abhängig von den „Zückerchen“, die Call ihr
gibt und es bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich die Drogen,
denn nichts anderes sind die „Zückerchen“, zu verdienen. Um mehr
zu verdienen, macht sie sich jünger. Sie beginnt sich und ihr Leben
zu hassen. Sie führt ein Tagebuch in Form von Gedichten, in dem sie
erzählt, wie sehr ihr ihr altes Leben fehlt. Sie vermisst ihren
kleinen Bruder Jeremy und sogar ihren besorgten Vater, der sie immer
wie ein Baby behandelt hat. Sie beginnt, Calls „Zückerchen“
abzulehnen und ist schon bald auf Entzug. Er meint, dass sie das
nicht lange durchhält. Eines Tages verschwindet ihre Freundin
Serena. Sie steht nicht mehr an der Ecke. Angel redet mit Widow, der
alten Hure, die ihr Territorium auf der anderen Seite des
Bürgersteigs hat und die ihren wahren Namen längst vergessen hat.
Sie erfährt, dass noch mehr Mädchen verschwunden sind. Wurden sie
von einem Freier ermordet? Verrückte Freier gibt es genug: den
Professor, der Angel immer aus „Das verlorene Paradies“ von
Milton vorlesen lässt, den fanatischen Prediger, den Babyzahnarzt …
. Die Leute haben Angst wegen der vermissten Frauen und Call sieht
darin seine Chance. Sein Plan ist es, dem Bürgermeister eine
Petition vorzulegen, um die Prostitution legalisieren zu lassen. Er
redet davon, Läden zu eröffnen, endlich ein ein richtiger
Unternehmer zu sein, von gesellschaftlicher Anerkennung und
Entkriminalisierung. Doch das ist alles Theorie. Um Angel auch ohne
die Drogen zu halten, bedroht er ihren kleinen Bruder und zeigt Angel
dessen Plüsch-Nashorn als Beweis. Außerdem schleppt er die
elfjährige, stumme Mellie aus einem Waisenhaus an, als Verstärkung.
Angel soll sie einarbeiten, doch sie arbeitet lieber selbst für
zwei. Wenn sie geht, was wird dann aus der Kleinen? Sie sucht nach
den Eltern von Mellie, hängt Zettel ans Schwarze Brett der Bücherei,
doch Call findet es heraus. Er schleppt Mellie zum Babyzahnarzt und
sie kommt gebrochen zurück. Angel lässt sich einen Flügel auf die
Schulter tätowieren. Call rastet aus und verprügelt den Tätowierer.
Sie soll rein und unschuldig wirken. Auf der Straße wird die alte
Widow zusammengeschlagen und stirbt im Gefängnis. Angel will Mellie
in Sicherheit bringen und schmiedet einen Plan. Sie erpresst den
Polizisten und Freier „Daddy-Dave“. Mit Mellie im Schlepptau geht
sie zur Polizeiwache, doch Dave lacht sie aus und meint, ihr würde
niemand glauben. Sie sei nur ein Junkie mit Vorstrafen. Dass die
stumme Mellie plötzlich anfangen könnte zu reden, damit hat er nicht gerechnet
… .
Zunächst hat mich die
Form etwas überrascht. Als ich das Buch aufschlug, dachte ich: Huch,
was ist das denn? Die gedichtähnlichen Fragmente, die Angels
Tagebuch bilden, sind schon ungewöhnlich. Aber wenn man erst mal in
der Handlung drin ist, liest sich die Story ganz leicht und
verständlich. Thematisch geht das Buch in die Ecke „Kinder vom
Bahnhof Zoo“, also „Schicksal“, Drogen und Prostitution, hebt
sich aber durch die Aufmachung positiv von den typischen
„Schicksal-Stories“ ab.
Viel Spaß beim Lesen!!!
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