Kulturschock Mongolei: "Wir beide zusammen, der Himmel so weit"!
Lin Hallberg, übersetzt
von Angelika Kutsche
Wir beide zusammen, der
Himmel so weit
978-3-440-13877-9
Kosmos Verlag
Alter: 12+
Emma ist verrückt nach
Pferden. In letzter Zeit ist sie sehr unglücklich und Reitschulpferd
Ajax ist ihr einziger Halt. Sie verbringt ihre Zeit fast nur noch im
Stall. Ihre beste Freundin Katrin mag plötzlich keine Pferde mehr
und hängt nur noch mit der Neuen, Tova, herum. Emma ist seitdem
abgeschrieben. Katrin kritisiert plötzlich ihre Klamotten und redet
nur noch über Jungs. Jungs interessieren Emma nicht sonderlich, auch
nicht Tobias, der in der Disco versucht sie zu küssen. Auch zu Hause
ist es schwierig. Emmas Eltern streiten nur noch, vielleicht lassen
sie sich sogar scheiden. Emma kommt sich vor wie der Klebstoff, der
die beiden noch zusammenhält. Ihre kleine Schwester Elin ist kurz
nach der Geburt gestorben. Emma kann mit niemanden über ihre
Probleme reden, außer mit Ajax. Sie gewinnt mit Ajax beim
Springturnier und ist endlich mal wieder froh, dann kommt der Hammer.
Ihre Eltern wollen einen Neuanfang versuchen. In der Mongolei! Emma
will nicht mit. Ein halbes Jahr in der Fremde und ohne Ajax, das geht
gar nicht, aber sie hat keine Wahl. Vor ihrer Abreise versöhnt sie
sich mehr oder weniger mit Katrin und die beiden versprechen,
einander zu schreiben. SMS und Internet gibt es da, wo sie hinziehen,
nicht. Am letzten Tag in Deutschland trifft Emma Mischa und verliebt
sich zum ersten Mal. Das Leben ist unfair! Die Familie reist zunächst
nach Ulan Bator, wo sie eine triste Wohnung, in der es nach Schimmel
riecht, bezieht. Emma besucht eine internationale Schule und muss
eine Schuluniform tragen. Pferde sieht sie nirgends. Zum Geburtstag
bekommt sie ein Fahrrad und fährt zu einer Rennbahn am anderen Ende
der Stadt. Dort trifft sie das Mädchen Baska und die beiden freunden
sich an. Baska spricht zum Glück Englisch und ist auch ein
Pferdefan. Als Emmas Eltern zu einer Expedition aufbrechen, lädt
Baska Emma zu sich nachhause in die Steppe ein. Ihre Familie hat eine
Herde mit 40 Pferden. Emma stimmt begeistert zu. Doch nach der
langen, beschwerlichen Busfahrt fühlt sie sich dreckig und stinkt.
Sie stellt fest, dass sie Tee mit Yak-Milch hasst und ist froh über
die Vorräte, die ihre Mutter ihr eingepackt hat. Sie kommen bei der
Jurte von Baskas Familie an und hier ist alles ganz anders als Emma
dachte. Baska muss viel arbeiten und Pferde sind auch nicht zu sehen.
Es gibt nicht mal ein vernünftiges Klo, sondern nur ein Loch im
Boden und kein Klopapier. Alle starren Emma an, weil sie für sie so
fremdartig ist und nennen sie Eemaa. Als sie endlich Pferde zu
Gesicht bekommt, haben die nichts mit den Pferden gemein, die Emma
bisher kannte. Ein Pferd ist hier kein Hobby oder Haustier, sondern
ein Nutz- und Arbeitstier und oft das einzige Fortbewegungsmittel.
Pferde werden hier nicht verhätschelt. Emma wird ausgelacht, als sie
einem Pferd den Huf auskratzen will. Die Leute hier kennen keine
Hufkratzer. Das Pferd wundert sich auch und ist nicht sehr begeistert.
Hier wird meist ohne Sattel geritten und Zaumzeug und Steigbügel
bestehen aus einem Wirrwarr an Knoten. Emmas Pferd reagiert nicht auf
ihre Kommandos. Pferde haben hier auch keine Namen. Es gibt auch
nicht „mein Pferd“, „dein Pferd“. Emma ist ganz fasziniert
von einem weißen Hengst, den sie Adzerk (heißt schlicht und
einfach "Hengst") nennt und der als unnahbar und vor allen unreitbar
gilt. Als er noch ein Fohlen war, wurde seine Mutter von Wölfen
gerissen, doch er konnte fliehen. Emma will unbedingt auf ihm reiten,
doch alle lachen sie bloß aus. Nur langsam gewinnt sie sein
Vertrauen und kann ihn streicheln und striegeln, oder was man hier so
striegeln nennt. Es ist eher ein auszupfen von Dreck und Winterfell
und zum anschließenden Kämmen verwendet Emma ihre eigene
Haarbürste. Sie darf mit zum Training für das große Rennen Naadan,
das das Ereignis im Land ist. Die Pferde werden Wochen vorher dafür
trainiert. Baska darf nach einigem hin und her auch mitkommen, um zu
übersetzen, obwohl zuhause viel Arbeit auf sie wartet. Sie muss die
Yaks melken und sich um den ganzen Haushalt kümmern. Baskas jüngere
Schwester Otgon darf die Mädchen schließlich ebenfalls begleiten.
Aber dann wird Otgon krank und Emma soll die Mutter holen. Sie reitet
auf Adzerk zum Lager, schnell wie der Wind. Alle sind fasziniert von
ihr und dem Pferd. Trotzdem darf sie nicht beim Rennen reiten. Das
Pferd sei nicht vorbereitet. Als ein anderer Reiter versucht auf
Adzerk zu reiten, klappt es nicht, doch niemand will von Emma hören,
dass er es falsch gemacht hat. Dann will Emma Baska beibringen, auf
Adzerk zu reiten. Sie soll das Rennen gewinnen. Ihre Familie bleibt
skeptisch, auch als Baska beim Training alle überholt. Dann sagen
sie auch noch, Adzerk tauge nichts und soll kastriert werden. Das
kann Emma nicht zulassen. Schafft sie es, dass er doch beim großen
Rennen starten wird?
Obwohl ich kein Pferdefan
bin und auch nicht die geringste Ahnung von Pferden habe, hat mir
dieses Buch sehr gut gefallen. Es geht ja auch nicht nur um Pferde
und hat nicht mit den typischen Friede-Freude-Ponyhof-Geschichten zu
tun. Ich fand es unheimlich spannend, etwas über die Mongolei zu
erfahren und über den Kulturschock, den Emma dort erlebt. Was mir
auch sehr gefiel, war, dass zwischendurch immer die Briefe von Emma
und Katrin abgedruckt waren, die ja Emmas einziger Kontakt zur Heimat
sind. Jetzt habe ich das Buch an meine pferde-verrückte Kollegin
Nicole weitergegeben und bin gespannt, was sie dazu sagt.
Viel Spaß beim Lesen!!!
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