Lara Schützsack
Und auch so bitterkalt
978-3-596-85619-0
Fischer KJB Verlag
Alter: 12+
Lucinda ist wie ein
Stern. Sie wird von allen geliebt und angebetet. Auch ihre jüngere
Schwester Malina vergöttert sie. Zusammen liegen sie in warmen
Sommernächten auf der alten Brücke und tauchen in Fantasiewelten
ab. Sie leben in einem alten Haus, mit Engelsfiguren und Efeu, das
unter Denkmalschutz steht. Manchmal nimmt Lucinda Jungs mit in den
Keller. Manchmal hat Lucinda dunkle Tage. Manchmal isst Lucinda
nichts und wird immer dünner. Ihre Eltern nehmen ihre Essstörung
und ihre psychischen Probleme zunächst nicht ernst, auch wenn sie
Sachen sagt wie: „Später werde ich eine Muse. Die Menschen werden
sich umbringen aus Liebe zu mir.“ Sie machen sich zwar Sorgen,
schieben aber alles auf die Pubertät und lesen Lucinda jeden Wunsch
von den Augen ab. So bekommt sie auch ein Kätzchen namens Jupiter.
Im Nachbarhaus zieht Jarvis aus England ein. Eigentlich heißt er
Robert, aber er trägt immer ein „Jarvis is Jesus“-Shirt und
meint, er hätte ein Recht auf freie Namensgebung. Jarvis verfällt
Lucinda vollkommen. Sie will seine Muse sein und behauptet, ein Mann
dürfe nur eine Frau haben und müsse sie verehren, aber eine Frau
könnte mehrere Männer haben. Später sagt sie zu Malina, dass Musen
gar nicht lieben dürften, sonst würden sie zu Staub zerfallen, wie
Vampire im Tageslicht. Jarvis muss über die morsche Brücke gehen,
um Lucinda seine Liebe zu beweisen. Wegen dem angeblichen Recht auf
freie Namensgebung möchte Lucinda jetzt Janis heißen, so wie Janis
Joplin. Malina hieße lieber Jolene, wie in dem gleichnamigen Lied.
Jarvis nennt Malina „strange little girl“, gibt ihr heimlich Bier
und küsst sie. Er behauptet, sie sei noch zu jung für die Liebe.
Ihrer Schwester erzählt sie davon nichts. Die Eltern wollen Lucinda
zur Therapie bei einem Dr. Zimmermann schicken, doch sie weigert
sich. In der Schule heißt es, sie würde dunkle Geschichten
erzählen, die die anderen Mädchen beunruhigen. Eines Tages steht
Lucinda vor Jarvis Haus und schreit. Er hat sich im Apfelbaum
erhängt. Lucinda hatte schon geahnt, dass es irgendwann so kommen
würde. Lucinda geht nicht mehr zur Schule. Sie isst gar nichts mehr.
Essgeräusche machen sie traurig und sie kommt gar nicht mehr
herunter, wenn die Familie isst. Essen ekelt sie an. Wo andere
Spaghetti sehen, sieht sie Würmer und stellt sich vor, wie die in
ihrem Bauch Krieg führen werden. Sie wird immer dünner. Ihre
Schulterblätter sind wie Flügel. Sie will sich verwandeln. In
diesem Körper kann sie nicht leben. Ihre Eltern sind verzweifelt und
meinen, sie hätten sie verloren. Dr. Zimmermann sagt ihnen, sie
bewege sich am Abgrund und sie sollen alles notieren, was sie sagt.
Lucinda ernährt sich nur noch von Eiswürfeln. Als sie mit Malina
zur Brücke will, ist sie fast schon zu schwach zum Radfahren. Sie
sieht aus wie ein Gespenst. Sie ist immer müde. Ihr ist immer kalt.
Sie sagt, dass eh alles keinen Sinn hat. Die Eltern wollen sie
einweisen, doch sie weigert sich. Überall liegen Teppiche, weil
Lucinda auf dem harten, kalten Boden nicht mehr laufen kann. Sie
steht kaum noch auf, magert bis auf die Knochen ab. Die Eltern
streiten nur noch. Die Mutter will die Teppiche und die Katze aus dem
Haus haben, weil die Keime Lucinda schaden könnten. Plötzlich ist
Jupiter tatsächlich verschwunden. Irgendwann rufen die Eltern
endlich einen Krankenwagen … .
Ein dünnes, heftiges
Buch mit einem etwas unglaubwürdigen Ende. Lucindas Eltern hätte
ich glatt an die Wand klatschen können. Da ist die Tochter schon
halb tot und sie unternehmen nichts (außer streiten). Warum haben
sie sie nicht längst einweisen lassen, selbst wenn Lucinda das nicht
will? Sie ist magersüchtig, depressiv und selbstmordgefährdet. Mit
normaler Pubertät hat das nichts mehr zu tun! Als sie dann den
Krankenwagen gerufen haben, dachte ich beim Lesen nur: Na endlich! Den Rest der Geschichte fand ich aber wirklich gut. Ist mal was anderes, als die typische Magersucht-Story.
Viel Spaß beim Lesen!!!
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