Passend zum heutigen Feiertag habe ich einen Extra-Buchtipp für Euch!
Dies ist die wahre Geschichte von Olaf: "Tonspur - Wie ich die Welt von gestern verließ"!
Susanne Krones und Olaf
Hintze
Tonspur – Wie ich die
Welt von gestern verließ
978-3-423-65005-2
dtv Verlag
Alter: 12+
Olaf wächst in der DDR
auf, im Land der Grenzen. Er wird 1964 in Erfurt geboren und kennt
seine Heimatstadt nur mit einer Dunstglocke darüber, denn
Umweltschutz war in der DDR kein Thema. Kindheit in Grau! Zum Glück
macht die Familie oft Ausflüge in die Wälder Thüringens. Schon
früh fühlt er sich eingesperrt und eingeengt und lernt, dass man
sich an die Regeln halten muss, um keinen Ärger zu bekommen. Dazu
gehört nicht nur kein Wasser aus Hahn zu trinken (wegen des Chlors)
und Vorsicht vor gefährlichen Steckdosen, sondern auch, leise zu
sein und das auf mehr als eine Art. In der Schule merkt er, dass es
gefährlich ist, seine Meinung zu sagen, selbst zu seinen Freunden,
denn die Stasi hört mit. Er lernt auch, dass es wichtig ist, die
richtigen Leute zu kennen. Olaf ist ein guter Schüler, obwohl er zur
Sprachheilschule geht, aber er ist seinen Lehrern zu wenig politisch
engagiert, da er nicht in der FDJ ist. Das schlägt sich auch im
Zeugnis nieder. Seine Eltern geben ihre guten Jobs auf und werden
Hausmeister, damit sie in das Neubauviertel Rieth umziehen können,
eine bessere Gegend. Hier fällt nicht mehr das Spielzeug aus dem
Regal, wenn die Straßenbahn vorbei fährt, dafür wohnen sie jetzt
in einem unfertigen Plattenbau und müssen täglich durch den Matsch
laufen. Doch der Schulweg ist kurz und alles ist in der Nähe, und es
gibt viele Kinder zum Spielen. Die Schule ist kein Ort zum Träumen.
Das System kontrolliert schon die Kleinen. Pionier-Nachmittage sind
Pflicht. Olaf lernt „so zu tun als ob“. Die ständige Bewertung
gibt ihm ein ungutes Gefühl. Olaf liebt Technik und baut schon als
Kind Radios. Später betreibt er einen kleinen Piratensender, wo er
seine Kassetten spielt, baut eine Lichtorgel und eine neue
Türklingel, die nicht das typische Einheitsklingeln hat und bekommt
zur Jugendweihe einen eigenen Kassettenrecorder. Ab der 8. Klasse
geht er regelmäßig auf Sendung und unterhält im Urlaub auch einen
Campingplatz in Ungarn mit seiner Musik. Musik ist neben Technik
seine absolute Leidenschaft. Die guten Sachen sind jedoch verboten
und schwer zu bekommen. Man schmuggelt Platten, hört heimlich
Westsender und nimmt Lieder auf Kassetten auf (die selbst
beschrifteten Hüllen, die im Buch abgebildet waren, fand ich süß,
denn Olaf kann kein Englisch und schreibt einfach auf, was er hört).
Später kommt noch die Leidenschaft Literatur dazu. Viele klauten
Bücher auf der Buchmesse, weil sie anders nicht drankamen. Olaf geht
oft in die Bücherei. Er lernt, wie der Staat mit Musik und Literatur
Menschen manipuliert. Im Ferienjob baut er Radios zusammen und träumt
von einer Karriere als Funker auf See (da könnte man ja auch dabei
abhauen), aber er darf nicht studieren, weil er nicht in der Partei
ist. Er macht stattdessen eine Lehre bei der Post. Nach Beendigung
der Lehre hat er einen kleinen Ausraster und rebelliert, reißt eine
Fahne runter und wird verhaftet und verhört. Er erkennt: Das ist
nicht sein Land! Er muss nach der Ausbildung Dienst bei der NVA
leisten, da wird er auch als Funker ausgebildet. Dort findet er einen
Freund, Veit Lehn, genannt Lenin, der seine Liebe zu Musik und
Technik teilt. Der hat sogar einen Walkman mit Dolby. Olaf bewirbt
sich bei der Handelsmarine und wird abgelehnt. Er macht trotz seines
Berufs (Er arbeitet beim Funkamt in der Übertragungsstelle) an der
Abendschule sein Abitur. Das bedeutet Tagschichtarbeit und
Degradierung. Studieren darf er trotzdem nicht. Olaf träumt vom
Westen, besucht gern Konzerte von West-Bands und plant die Flucht,
ohne Familie oder Freunde zu informieren. Seine Brüder sagten immer,
das würde er sich doch nicht trauen. Olaf nutzt seine mageren 3
Wochen Jahresurlaub für eine Reise mit seinen Freunden bzw. Kollegen
Ole, Rainer und Marc. Wir schreiben das Jahr 1989. Sie gehen zunächst
in den Karpaten wandern, von Rumänien nach Bulgarien. Nach dem
Aktivurlaub folgt noch etwas Badeurlaub und sie chillen in Ungarn am
See. Da setzt Olaf sich ab. Er sagt seinen Freunden, sein Urlaub sei
aufgebraucht und er müsse zurück. Er entdeckt einen Artikel in
einer Süddeutschen Zeitung auf dem Campingplatz und erfährt so vom
Sturm auf die Botschaften und schneidet die abgedruckte Karte mit der
Grenze aus. Ziellos tigert er tagelang im Grenzgebiet herum,
bewaffnet mit seinem Fernglas. Sein Urlaub ist bald wirklich vorbei.
Olafs erster Fluchtversuch schlägt fehl und lehnt das Angebot eines
Autofahrer ab, ihn aus dem Land zu schmuggeln, da er es zu riskant
findet. Er schafft es dann doch noch über über die Grenze, jedoch
ohne sein Gepäck, sein Zelt und sein absolutes Lieblingsbuch von
Stefan Zweig „Die Welt von Gestern“ (aus dem auch ständig
zitiert wird, denn es hat sein Leben wie kein anderes Buch geprägt).
Nun ist er ein Flüchtling in Österreich. Dort informiert er auch
seine Eltern telefonisch über seine Flucht. Dann kommt er nach
Westdeutschland, nach Gießen, in ein Sammellager. Er sucht sich eine
Wohnung und einen Job. Seine Eltern besuchen ihn nach dem Mauerfall.
Dann zieht es ihn nach München, wo die Geschichte endet.
Eine beeindruckende und
wahre Geschichte eines jungen Mannes, der aus der DDR floh. Im Buch
selbst ist die Geschichte weniger chronologisch. Da beginnt es schon
mit der Flucht und der Rest wird in Rückblicken erzählt. Toll fand
ich die vielen Fotos, Notizen, Konzertkarten und auch die Zeittafel
im Anhang.
Für alle Lehrer: Zu
diesem Buch gibt es Unterrichtsmaterialien zum kostenlosen Download
und zwar genau hier: http://www.dtv.de/_pdf/lehrermodell/65005.pdf?download=true
Viel Spaß beim Lesen!!!
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