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Freitag, 3. Oktober 2014

"Tonspur - Wie ich die Welt von gestern verließ"


Passend zum heutigen Feiertag habe ich einen Extra-Buchtipp für Euch!

Dies ist die wahre Geschichte von Olaf: "Tonspur - Wie ich die Welt von gestern verließ"!

Susanne Krones und Olaf Hintze
Tonspur – Wie ich die Welt von gestern verließ
978-3-423-65005-2
dtv Verlag
Alter: 12+

Olaf wächst in der DDR auf, im Land der Grenzen. Er wird 1964 in Erfurt geboren und kennt seine Heimatstadt nur mit einer Dunstglocke darüber, denn Umweltschutz war in der DDR kein Thema. Kindheit in Grau! Zum Glück macht die Familie oft Ausflüge in die Wälder Thüringens. Schon früh fühlt er sich eingesperrt und eingeengt und lernt, dass man sich an die Regeln halten muss, um keinen Ärger zu bekommen. Dazu gehört nicht nur kein Wasser aus Hahn zu trinken (wegen des Chlors) und Vorsicht vor gefährlichen Steckdosen, sondern auch, leise zu sein und das auf mehr als eine Art. In der Schule merkt er, dass es gefährlich ist, seine Meinung zu sagen, selbst zu seinen Freunden, denn die Stasi hört mit. Er lernt auch, dass es wichtig ist, die richtigen Leute zu kennen. Olaf ist ein guter Schüler, obwohl er zur Sprachheilschule geht, aber er ist seinen Lehrern zu wenig politisch engagiert, da er nicht in der FDJ ist. Das schlägt sich auch im Zeugnis nieder. Seine Eltern geben ihre guten Jobs auf und werden Hausmeister, damit sie in das Neubauviertel Rieth umziehen können, eine bessere Gegend. Hier fällt nicht mehr das Spielzeug aus dem Regal, wenn die Straßenbahn vorbei fährt, dafür wohnen sie jetzt in einem unfertigen Plattenbau und müssen täglich durch den Matsch laufen. Doch der Schulweg ist kurz und alles ist in der Nähe, und es gibt viele Kinder zum Spielen. Die Schule ist kein Ort zum Träumen. Das System kontrolliert schon die Kleinen. Pionier-Nachmittage sind Pflicht. Olaf lernt „so zu tun als ob“. Die ständige Bewertung gibt ihm ein ungutes Gefühl. Olaf liebt Technik und baut schon als Kind Radios. Später betreibt er einen kleinen Piratensender, wo er seine Kassetten spielt, baut eine Lichtorgel und eine neue Türklingel, die nicht das typische Einheitsklingeln hat und bekommt zur Jugendweihe einen eigenen Kassettenrecorder. Ab der 8. Klasse geht er regelmäßig auf Sendung und unterhält im Urlaub auch einen Campingplatz in Ungarn mit seiner Musik. Musik ist neben Technik seine absolute Leidenschaft. Die guten Sachen sind jedoch verboten und schwer zu bekommen. Man schmuggelt Platten, hört heimlich Westsender und nimmt Lieder auf Kassetten auf (die selbst beschrifteten Hüllen, die im Buch abgebildet waren, fand ich süß, denn Olaf kann kein Englisch und schreibt einfach auf, was er hört). Später kommt noch die Leidenschaft Literatur dazu. Viele klauten Bücher auf der Buchmesse, weil sie anders nicht drankamen. Olaf geht oft in die Bücherei. Er lernt, wie der Staat mit Musik und Literatur Menschen manipuliert. Im Ferienjob baut er Radios zusammen und träumt von einer Karriere als Funker auf See (da könnte man ja auch dabei abhauen), aber er darf nicht studieren, weil er nicht in der Partei ist. Er macht stattdessen eine Lehre bei der Post. Nach Beendigung der Lehre hat er einen kleinen Ausraster und rebelliert, reißt eine Fahne runter und wird verhaftet und verhört. Er erkennt: Das ist nicht sein Land! Er muss nach der Ausbildung Dienst bei der NVA leisten, da wird er auch als Funker ausgebildet. Dort findet er einen Freund, Veit Lehn, genannt Lenin, der seine Liebe zu Musik und Technik teilt. Der hat sogar einen Walkman mit Dolby. Olaf bewirbt sich bei der Handelsmarine und wird abgelehnt. Er macht trotz seines Berufs (Er arbeitet beim Funkamt in der Übertragungsstelle) an der Abendschule sein Abitur. Das bedeutet Tagschichtarbeit und Degradierung. Studieren darf er trotzdem nicht. Olaf träumt vom Westen, besucht gern Konzerte von West-Bands und plant die Flucht, ohne Familie oder Freunde zu informieren. Seine Brüder sagten immer, das würde er sich doch nicht trauen. Olaf nutzt seine mageren 3 Wochen Jahresurlaub für eine Reise mit seinen Freunden bzw. Kollegen Ole, Rainer und Marc. Wir schreiben das Jahr 1989. Sie gehen zunächst in den Karpaten wandern, von Rumänien nach Bulgarien. Nach dem Aktivurlaub folgt noch etwas Badeurlaub und sie chillen in Ungarn am See. Da setzt Olaf sich ab. Er sagt seinen Freunden, sein Urlaub sei aufgebraucht und er müsse zurück. Er entdeckt einen Artikel in einer Süddeutschen Zeitung auf dem Campingplatz und erfährt so vom Sturm auf die Botschaften und schneidet die abgedruckte Karte mit der Grenze aus. Ziellos tigert er tagelang im Grenzgebiet herum, bewaffnet mit seinem Fernglas. Sein Urlaub ist bald wirklich vorbei. Olafs erster Fluchtversuch schlägt fehl und lehnt das Angebot eines Autofahrer ab, ihn aus dem Land zu schmuggeln, da er es zu riskant findet. Er schafft es dann doch noch über über die Grenze, jedoch ohne sein Gepäck, sein Zelt und sein absolutes Lieblingsbuch von Stefan Zweig „Die Welt von Gestern“ (aus dem auch ständig zitiert wird, denn es hat sein Leben wie kein anderes Buch geprägt). Nun ist er ein Flüchtling in Österreich. Dort informiert er auch seine Eltern telefonisch über seine Flucht. Dann kommt er nach Westdeutschland, nach Gießen, in ein Sammellager. Er sucht sich eine Wohnung und einen Job. Seine Eltern besuchen ihn nach dem Mauerfall. Dann zieht es ihn nach München, wo die Geschichte endet.
Eine beeindruckende und wahre Geschichte eines jungen Mannes, der aus der DDR floh. Im Buch selbst ist die Geschichte weniger chronologisch. Da beginnt es schon mit der Flucht und der Rest wird in Rückblicken erzählt. Toll fand ich die vielen Fotos, Notizen, Konzertkarten und auch die Zeittafel im Anhang.
Für alle Lehrer: Zu diesem Buch gibt es Unterrichtsmaterialien zum kostenlosen Download und zwar genau hier: http://www.dtv.de/_pdf/lehrermodell/65005.pdf?download=true
Viel Spaß beim Lesen!!!

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