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Mittwoch, 22. Mai 2013

"Spiegelriss"

Wer hat Angst vor Pheen?: "Spiegelriss"!

Alina Bronsky
Spiegelriss
978-3-401-06799-5
Arena Verlag
Alter: 12+

Juli lebt jetzt beim Rudel. Dort ist sie nur ein namenloser „Babyfuß“. So erden dort die Neuen, die noch nicht ans Barfuß laufen gewöhnt sind, genannt. Niemand dort weiß von ihrer Vergangenheit, von ihrer Mutter und allen Problemen, die sie bisher hatte. Es ist kalt, sie ist immer hungrig, durchwühlt den Müll nach Essbarem. Der Weg in die Welt ihrer Mutter, den Pheen-Wald, wurde zerstört, als die Bilder verbrannt wurden, die als Türen dahin dienten. Juli wird gejagt, weil ihre Mutter eine Phee ist. Die Gesellschaft will Normalität um jeden Preis und geht dabei so weit, dass es schon krankhaft ist. Die Pheen und Juli bedrohen diese heilige Normalität. Auch das Rudel lebt am Rand der Normalität, ist von der Gesellschaft ausgestoßen. Juli verliebt sich in Kojote, einem Jungen aus dem Rudel. Auch er hat Geheimnisse, trägt noch sein ID-Armband. Kann sie ihm vertrauen? Sie hat merkwürdige Visionen von einem Kind. Ist sie selbst dieses Kind? Sind es Erinnerungen an ihre Vergangenheit? Gibt es vielleicht einen Zusammenhang mit den Narben auf ihrem Rücken? Haben Pheen Flügel? Juli begegnet ihren früheren Freunden wieder, Ksü und Ivan. Ksü war gestorben und ist jetzt eine Art Schlangenwesen. In der Gesellschaft der „Freaks“ kursieren Gerüchte über die Pheen. Juli ist müde und erschöpft von ihrer ständigen Flucht. Obwohl sie weiß, dass es ein Risiko ist, sucht sie ihre Großeltern auf. Dort fühlt sie sich sicher und geborgen, doch nur für kurze Zeit. Jemand hat sie an die Polizei verraten und sie wird verhaftet. Wer ist der Verräter? Sie bringen sie in eine Art Anstalt, die Dementio genannt wird. Hier wurden früher Frauen gefoltert, die man verdächtigte, Pheen zu sein. Juli hat erneut Visionen von dem geheimnisvollen Kind und bekommt auch einen Einblick in die Vergangenheit von Dementio. Außerdem bemerkt sie, dass sich ihre Wahrnehmung verändert. Ihre Sinne werden immer schärfer. Als man sie hinrichten will, gelingt ihr die Flucht. Dabei kommt es zu einem großen Feuer in dem Stadion, in dem unzählige Zuschauer ihren Tod miterleben sollten. Juli ist wieder auf der Flucht. Sie stellt fest, dass sie von den „Freaks“ geradezu verehrt wird. Ihr Ziel ist es jedoch weiterhin, endlich einen Weg zu ihrer Mutter zu finden. Schließlich begreift sie, dass sie deren Gemälde dazu gar nicht braucht. Sie selbst ist eine Tür zu dem Wald!
Julis Geschichte, die in „Spiegelkind“ begann, wird in „Spiegelriss“ fortgesetzt. Als Tochter einer Phee ist sie ein Störfaktor in einer Welt, in der Normalität heilig ist. Die Pheen sind nicht wirklich zu vergleichen mit den Wesen, die man sonst so als Feen oder Elfen kennt, sie erinnern mich eher an Hexen. Genauso gleicht die Jagd und Vernichtung der Pheen einer mittelalterlichen Hexenjagd. Die Menschen haben Angst vor etwas, das sie nicht verstehen und sehen keinen anderen Weg, als die Pheen auszulöschen. Sie geben vor, damit nur ihre Gesellschaft schützen zu wollen. Die Geschichte ist spannend, wenn auch hin und wieder etwas verwirrend. Dennoch hat mir der 2. Teil besser gefallen als der erste. Man sollte sie aber unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen, sonst fällt es einem schwer, durchzublicken. Ich hatte vorher auch „Scherbenpark“ von Alina Bronsky gelesen und war davon total begeistert. Ich würde mich freuen, wenn sie nochmal etwas in dieser Richtung schreiben würde, also mit mehr Realität und weniger Pheen. Lassen wir uns einfach mal überraschen, was sie uns als nächstes bietet.
Viel Spaß beim Lesen!!!

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