Das kurze Leben des Ernst Lossa: "Nebel im August"!
Robert
Domes
Nebel
im August
978-3-570-30475-4
cbt
Verlag
Alter:
13+
Deutschland
1933: Die Familie Lossa hat es schwer. Sie gehören zu den Jenischen
und ziehen als fahrende Händler von Dorf zu Dorf. Von den Nazis
werden sie als „Zigeuner“ beschimpft und verachtet. Sie verdienen
kaum noch genug, um zu überleben. Der kleine Ernst ist erst vier
Jahre alt, als sich sein Leben für immer verändert. Nach der Geburt
ihres vierten Kindes stirbt seine kranke Mutter. Sein Vater wird von
den Nazis ins KZ gesperrt. Ernst landet im Waisenhaus. Er vermisst
seine liebevolle Familie und sein altes Leben. Von den Nonnen, die
das Heim leiten, bekommt er keinerlei Zuneigung, von den älteren
Kindern wird er schikaniert. Er ist eigentlich kein übler Kerl, hat
aber bald den Ruf, ein Dieb und Lügner zu sein. Teilweise stimmt das
auch. Er ist ein Träumer, der nicht immer die Wahrheit sagt und
gestohlen hat er auch schon, wenn auch nur Kleinigkeiten, wie
beispielsweise einen Kamm. Mit zehn Jahren kommt er in ein Heim für
Schwererziehbare. Hier geht es noch strenger zu als im Waisenhaus.
Ernst rebelliert gegen das System, was dazu führt, dass er als
„asozial“ und „kriminell“ abgestempelt wird. Das wundert
keinen, denn schließlich ist er ja ein „Zigeuner“. Zwei Jahre
später wird er aus dem Heim in eine Irrenanstalt verlegt, völlig zu
Unrecht. Ernst ist kein geistesgestörter Psychopath, auch nicht
krank oder zurückgeblieben. Er passt nur einfach in kein Schema.
Überraschenderweise fühlt sich Ernst in der Anstalt zunächst
ziemlich wohl. Hier ist er ein Außenseiter unter Außenseitern, wird
von den anderen Insassen akzeptiert. Zum ersten Mal seit langer Zeit
erlebt er ein Stück Geborgenheit und findet Freunde. Er ist auch zum
ersten Mal verliebt. Doch nach und nach bemerkt Ernst, dass in dieser
Anstalt irgendetwas nicht stimmt. Immer wieder verschwinden Patienten
plötzlich und spurlos. Auch gibt es rätselhafte Todesfälle unter
den Patienten. Ernst stellt Ermittlungen an, doch auch er steht
bereits auf der Abschussliste. Es ist das Jahr 1944, der Krieg ist so
gut wie verloren, als Ernst durch die Verabreichung einer Überdosis
Morphium ermordet wird.
Dies
ist eine wahre Geschichte! Ernst Lossa lebte wirklich, und er starb
wirklich. In diesem sorgfältig recherchierten, biografischen Roman
wird seine Lebensgeschichte erzählt. Obwohl man als Leser bereits im
Vorwort erfährt, dass Ernst nicht überlebt, hofft man doch
irgendwie auf ein Wunder. Gerade gegen Ende, als die Amerikaner
praktisch schon vor der Haustür stehen, dachte ich mir, jetzt wird
er gerettet, jetzt wird alles gut. Leider geschah das nicht. Diese
Geschichte hat kein Happy End, weder für Ernst, noch für die
unzähligen weiteren Euthanasie-Opfer. Ich muss zugeben, dass ich am
Schluss heulen musste. Ich hatte Ernst beim Lesen richtig ins Herz
geschlossen. Der Name Ernst Lossa war mir völlig unbekannt, bevor
ich dieses Buch gelesen hatte. Alles was über ihn bekannt ist,
stammt aus den Akten der Heime und Anstalten, in denen er war. Er hat
nie ein Tagebuch geführt, wie zum Beispiel Anne Frank, die durch
dessen Veröffentlichung weltberühmt wurde. Die beiden sind übrigens
im gleichen Jahr geboren und im gleichen Jahr gestorben. Ich weiß,
das Buch ist nicht mehr neu, aber ich finde, es gehört auf jeden
Fall auf die Liste der „Bücher, die man gelesen haben sollte“.
Auch für Buchvorstellungen, Referate und für die Lektüre im
Unterricht kann ich es wirklich sehr empfehlen.
Viel
Spaß beim Lesen!!!
Buch
bestellen?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen