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Mittwoch, 29. Mai 2013

"Nebel im August"

Das kurze Leben des Ernst Lossa: "Nebel im August"!

Robert Domes
Nebel im August
978-3-570-30475-4
cbt Verlag
Alter: 13+

Deutschland 1933: Die Familie Lossa hat es schwer. Sie gehören zu den Jenischen und ziehen als fahrende Händler von Dorf zu Dorf. Von den Nazis werden sie als „Zigeuner“ beschimpft und verachtet. Sie verdienen kaum noch genug, um zu überleben. Der kleine Ernst ist erst vier Jahre alt, als sich sein Leben für immer verändert. Nach der Geburt ihres vierten Kindes stirbt seine kranke Mutter. Sein Vater wird von den Nazis ins KZ gesperrt. Ernst landet im Waisenhaus. Er vermisst seine liebevolle Familie und sein altes Leben. Von den Nonnen, die das Heim leiten, bekommt er keinerlei Zuneigung, von den älteren Kindern wird er schikaniert. Er ist eigentlich kein übler Kerl, hat aber bald den Ruf, ein Dieb und Lügner zu sein. Teilweise stimmt das auch. Er ist ein Träumer, der nicht immer die Wahrheit sagt und gestohlen hat er auch schon, wenn auch nur Kleinigkeiten, wie beispielsweise einen Kamm. Mit zehn Jahren kommt er in ein Heim für Schwererziehbare. Hier geht es noch strenger zu als im Waisenhaus. Ernst rebelliert gegen das System, was dazu führt, dass er als „asozial“ und „kriminell“ abgestempelt wird. Das wundert keinen, denn schließlich ist er ja ein „Zigeuner“. Zwei Jahre später wird er aus dem Heim in eine Irrenanstalt verlegt, völlig zu Unrecht. Ernst ist kein geistesgestörter Psychopath, auch nicht krank oder zurückgeblieben. Er passt nur einfach in kein Schema. Überraschenderweise fühlt sich Ernst in der Anstalt zunächst ziemlich wohl. Hier ist er ein Außenseiter unter Außenseitern, wird von den anderen Insassen akzeptiert. Zum ersten Mal seit langer Zeit erlebt er ein Stück Geborgenheit und findet Freunde. Er ist auch zum ersten Mal verliebt. Doch nach und nach bemerkt Ernst, dass in dieser Anstalt irgendetwas nicht stimmt. Immer wieder verschwinden Patienten plötzlich und spurlos. Auch gibt es rätselhafte Todesfälle unter den Patienten. Ernst stellt Ermittlungen an, doch auch er steht bereits auf der Abschussliste. Es ist das Jahr 1944, der Krieg ist so gut wie verloren, als Ernst durch die Verabreichung einer Überdosis Morphium ermordet wird.
Dies ist eine wahre Geschichte! Ernst Lossa lebte wirklich, und er starb wirklich. In diesem sorgfältig recherchierten, biografischen Roman wird seine Lebensgeschichte erzählt. Obwohl man als Leser bereits im Vorwort erfährt, dass Ernst nicht überlebt, hofft man doch irgendwie auf ein Wunder. Gerade gegen Ende, als die Amerikaner praktisch schon vor der Haustür stehen, dachte ich mir, jetzt wird er gerettet, jetzt wird alles gut. Leider geschah das nicht. Diese Geschichte hat kein Happy End, weder für Ernst, noch für die unzähligen weiteren Euthanasie-Opfer. Ich muss zugeben, dass ich am Schluss heulen musste. Ich hatte Ernst beim Lesen richtig ins Herz geschlossen. Der Name Ernst Lossa war mir völlig unbekannt, bevor ich dieses Buch gelesen hatte. Alles was über ihn bekannt ist, stammt aus den Akten der Heime und Anstalten, in denen er war. Er hat nie ein Tagebuch geführt, wie zum Beispiel Anne Frank, die durch dessen Veröffentlichung weltberühmt wurde. Die beiden sind übrigens im gleichen Jahr geboren und im gleichen Jahr gestorben. Ich weiß, das Buch ist nicht mehr neu, aber ich finde, es gehört auf jeden Fall auf die Liste der „Bücher, die man gelesen haben sollte“. Auch für Buchvorstellungen, Referate und für die Lektüre im Unterricht kann ich es wirklich sehr empfehlen.
Viel Spaß beim Lesen!!!

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