Argentinien in den 50er Jahren: "Das Paradies der Täter"!
Jürgen
Seidel
Das
Paradies der Täter
978-3-570-15577-6
cbj
Verlag
Alter:
12+
50er
Jahre: Die Familie Blume (ihr wahrer Nachname lautet eigentlich
Lachmann) kommt über Uruguay nach Argentinien. Der siebzehnjährige
Sohn Tom hat große Probleme mit seinem Vater. Er schämt sich für
dessen Nazi-Vergangenheit, obwohl er nicht genau weiß, ob er nur ein
Mitläufer war oder zu den wirklich schlimmen Verbrechern gehört
hat. Sein Vater redet auch nie darüber. Tom sympathisiert mit den
„Opfern“, hat jüdische Freunde und sein bester Kumpel ist ein
„Neger“. Als Zeichen der Reue und des Mitgefühls lässt sich Tom
sogar eine Nummer auf den Arm tätowieren. Er provoziert seinen
Vater, wo er nur kann und kassiert dafür meistens Prügel. Auf Toms
neuer Schule gehen die Kinder jüdischer Flüchtlinge und die der
untergetauchten Nazis in die selben Klassen. Auf dem Schulhof
herrscht Krieg zwischen den „Kippot“ und den „Weißen“.
Gleich am ersten Schultag ergreift Tom Partei für die Schwächeren.
Er hat nichts dagegen, dass ihn alle für einen Juden halten.
Außerdem hat er sich in seine jüdische Mitschülerin Walli
Löwenstein verliebt. Der Streit zwischen den beiden Gruppen
eskaliert mehr und mehr. Ein Mitschüler wird ermordet aufgefunden,
die Polizei ermittelt. Wenn Tom nicht gerade Zoff mit seinem Vater
hat, versucht er ein normales Leben zu führen. Mit seinen Freunden
in der Bar abhängen, rauchen und den neuesten Hits aus der Jukebox
lauschen, doch er lebt nicht sein Leben, sondern eine Lüge. Was
würden die anderen sagen, wenn sie erfahren, wer er wirklich ist?
Was würde Walli von ihm denken? Toms Mutter fühlt sich ebenfalls
nicht wohl in ihrer Haut. Sie engagiert sich für die Juden, hilft im
jüdischen Kindergarten, geht zu Versammlungen und denkt sogar daran,
zu konvertieren. Sie freundet sich mit der Mutter von Toms ermordetem
Mitschüler Harald an, die genauso denkt. Toms Vater sitzt nur noch
im Sessel und raucht eine Zigarette nach der anderen, bis er im
Krankenhaus, und dort in der eisernen Lunge, landet. Walli wird von den
fiesen Fischer-Zwillingen schikaniert, mit Teer überschüttet,
erniedrigt und gequält. Tom und die anderen „Kippot“ schreien
nach Rache. Waffen kommen ins Spiel. Doch alles wird nur noch
schlimmer. Außerdem wird Toms Geheimnis gelüftet. Können die
anderen ihm, dem Verräter, noch vertrauen? Dann wird Walli in ein
Auto gezerrt und gekidnappt. Doch diesmal geht es um mehr. Ihr Vater
erhält eine Botschaft. Die Entführer wollen eine Mappe mit
Unterlagen aus einem KZ, die die Verbrechen der dort tätigen Ärzte
belegen. Doch wo ist diese Mappe? Tom begreift, dass er da in etwas
Großes hineingeraten ist, doch die wahren Zusammenhänge sind ihm
noch nicht klar. Er will nur Walli befreien. Er und seine Freunde
schmieden einen gefährlichen Plan. Mit Waffen und Sprengsätzen
dringen sie in das Haus ein, in dem Walli gefangen gehalten wird.
Doch Walli ist nicht mehr dort … .
Kinder
der Täter – Kinder der Opfer! Tom ist nicht der einzige, der mit
dem leben muss, was seine Eltern getan haben. Scham, Schuld, Hass und
Rebellion – in Toms Innerem herrscht Chaos. Dazu kommt noch die
erste Liebe und alle anderen „normalen“ Probleme, die man so mit
Siebzehn hat. Was in ihm vorgeht, ist verständlich. In Argentinien
lebten die Nazi-Verbrecher unbehelligt ihr Leben, während die Opfer
ihnen jeden Tag auf der Straße begegnen müssen. Politiker und Polizei
halten sich aus allem raus, stecken sogar in vielen Vertuschungen mit
drin. Ein faszinierendes Buch, das die Probleme dieser Zeit sehr gut
und lebendig widerspiegelt. Auch ist es sehr spannend geschrieben,
teilweise wie ein Krimi, und hat mich bis zum Schluss gefesselt.
Viel
Spaß beim Lesen!!!
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