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Mittwoch, 1. Mai 2013

"Das Paradies der Täter"

Argentinien in den 50er Jahren: "Das Paradies der Täter"!

Jürgen Seidel
Das Paradies der Täter
978-3-570-15577-6
cbj Verlag
Alter: 12+

50er Jahre: Die Familie Blume (ihr wahrer Nachname lautet eigentlich Lachmann) kommt über Uruguay nach Argentinien. Der siebzehnjährige Sohn Tom hat große Probleme mit seinem Vater. Er schämt sich für dessen Nazi-Vergangenheit, obwohl er nicht genau weiß, ob er nur ein Mitläufer war oder zu den wirklich schlimmen Verbrechern gehört hat. Sein Vater redet auch nie darüber. Tom sympathisiert mit den „Opfern“, hat jüdische Freunde und sein bester Kumpel ist ein „Neger“. Als Zeichen der Reue und des Mitgefühls lässt sich Tom sogar eine Nummer auf den Arm tätowieren. Er provoziert seinen Vater, wo er nur kann und kassiert dafür meistens Prügel. Auf Toms neuer Schule gehen die Kinder jüdischer Flüchtlinge und die der untergetauchten Nazis in die selben Klassen. Auf dem Schulhof herrscht Krieg zwischen den „Kippot“ und den „Weißen“. Gleich am ersten Schultag ergreift Tom Partei für die Schwächeren. Er hat nichts dagegen, dass ihn alle für einen Juden halten. Außerdem hat er sich in seine jüdische Mitschülerin Walli Löwenstein verliebt. Der Streit zwischen den beiden Gruppen eskaliert mehr und mehr. Ein Mitschüler wird ermordet aufgefunden, die Polizei ermittelt. Wenn Tom nicht gerade Zoff mit seinem Vater hat, versucht er ein normales Leben zu führen. Mit seinen Freunden in der Bar abhängen, rauchen und den neuesten Hits aus der Jukebox lauschen, doch er lebt nicht sein Leben, sondern eine Lüge. Was würden die anderen sagen, wenn sie erfahren, wer er wirklich ist? Was würde Walli von ihm denken? Toms Mutter fühlt sich ebenfalls nicht wohl in ihrer Haut. Sie engagiert sich für die Juden, hilft im jüdischen Kindergarten, geht zu Versammlungen und denkt sogar daran, zu konvertieren. Sie freundet sich mit der Mutter von Toms ermordetem Mitschüler Harald an, die genauso denkt. Toms Vater sitzt nur noch im Sessel und raucht eine Zigarette nach der anderen, bis er im Krankenhaus, und dort in der eisernen Lunge, landet. Walli wird von den fiesen Fischer-Zwillingen schikaniert, mit Teer überschüttet, erniedrigt und gequält. Tom und die anderen „Kippot“ schreien nach Rache. Waffen kommen ins Spiel. Doch alles wird nur noch schlimmer. Außerdem wird Toms Geheimnis gelüftet. Können die anderen ihm, dem Verräter, noch vertrauen? Dann wird Walli in ein Auto gezerrt und gekidnappt. Doch diesmal geht es um mehr. Ihr Vater erhält eine Botschaft. Die Entführer wollen eine Mappe mit Unterlagen aus einem KZ, die die Verbrechen der dort tätigen Ärzte belegen. Doch wo ist diese Mappe? Tom begreift, dass er da in etwas Großes hineingeraten ist, doch die wahren Zusammenhänge sind ihm noch nicht klar. Er will nur Walli befreien. Er und seine Freunde schmieden einen gefährlichen Plan. Mit Waffen und Sprengsätzen dringen sie in das Haus ein, in dem Walli gefangen gehalten wird. Doch Walli ist nicht mehr dort … .
Kinder der Täter – Kinder der Opfer! Tom ist nicht der einzige, der mit dem leben muss, was seine Eltern getan haben. Scham, Schuld, Hass und Rebellion – in Toms Innerem herrscht Chaos. Dazu kommt noch die erste Liebe und alle anderen „normalen“ Probleme, die man so mit Siebzehn hat. Was in ihm vorgeht, ist verständlich. In Argentinien lebten die Nazi-Verbrecher unbehelligt ihr Leben, während die Opfer ihnen jeden Tag auf der Straße begegnen müssen. Politiker und Polizei halten sich aus allem raus, stecken sogar in vielen Vertuschungen mit drin. Ein faszinierendes Buch, das die Probleme dieser Zeit sehr gut und lebendig widerspiegelt. Auch ist es sehr spannend geschrieben, teilweise wie ein Krimi, und hat mich bis zum Schluss gefesselt.
Viel Spaß beim Lesen!!!

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