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Mittwoch, 21. Februar 2018

"Gertrude grenzenlos"

Verbotene Freundschaft: "Gertrude grenzenlos"!

Judith Burger
Gertrude grenzenlos
978-3-8369-5957-5
Gerstenberg Verlag
Alter: 10+

DDR, Ende der 70er Jahre: Die elfjährige Ina weiß, wie es läuft: in der Schule, bei den Pionieren und in Gegenwart der neugierigen Frau Speckmantel aus dem Konsum immer schon alles nachplappern und ja keine eigene Meinung haben, immer schön brav ins Kollektiv einfügen. So bekommt man gute Noten und vermeidet Ärger. Eines Tages kommt eine Neue in Inas Klasse. Gertrude hat zwar einen altmodischen Namen, aber sie trägt Westklamotten, riecht nach Westwaschmittel, schreibt mit einem Westfüller und nascht Westgummibärchen. Gleich zu Beginn wird Ina klar gemacht, dass diese Gertrude kein guter Umgang ist. Gertrudes Vater schreibt Gedichte, die den Staat kritisieren und hat einen Ausreiseantrag gestellt. Er will mit seiner Familie nach Westberlin, wo bereits sein Bruder Paul, Gertrudes Patenonkel, wohnt. Gertrudes Familie ist außerdem in der Kirche. Sie wird ausgelacht, als sie in der Schule die biblische Schöpfungsgeschichte erzählt. Gertrude und ihre Geschwister Bettine, Wilhelm, Theodor und Gotthold sind nach Dichtern benannt. Ihre Wohnung ist unordentlich und bunt eingerichtet, nicht mit den Einheits-Möbeln und Gardinen. Zwischen Ina und Gertrude entsteht eine verbotene Freundschaft. Gertrude ist nicht bei den Pionieren und wird daher in der Schule von den anderen Kindern gemobbt. Die Lehrer geben ihr schlechtere Noten, obwohl sie weniger Fehler macht als z.B. Ina. Ihr Bruder Gotthold darf kein Abi machen und nicht Musik studieren. Inas Mutti will nicht, dass sie Gertrude besucht. Mutti arbeitet bei der VEB Fortschritt als Chefsekretärin, einen Vati gibt’s nicht. Sie hat eine Affäre mit ihrem verheiratenden Chef und denkt, Ina wüsste davon nichts. Da Ina nicht zu Gertrude darf, lädt sie sie zu sich ein, und sie machen eine Collage aus alten Zeitschriften. Das ist viel lustiger als die stupiden Pionier-Wandzeitungen. Inas Mutti ist sauer und brüllt Ina an. Ina legt sich in der Schule mit ihrer Lehrerin an und setzt sich für Gertrude ein. Sie wird vor die Tür geschickt und haut dann einfach ab. Die Mädchen beschließen, ihre Freundschaft im Geheimen unter dem Codewort „Kommando Rose“ fortzusetzen und nach außen hin nicht aufzufallen. Ina entschuldigt sich bei ihrer Mutti und in der Schule. Reue zeigen kommt immer gut. Inas Mutti ist besorgt, weil Gertrude und ihre Familie als Staatsfeinde sicher von der Stasi überwacht werden und jetzt vielleicht auch sie und Ina. Frau Speckmantel bespitzelt sie auf jeden Fall und wartet nur auf einen Grund, sie anzuschwärzen. Ina benimmt sich nun in der Schule mehr als vorbildlich, was die Lehrerin ziemlich verdächtig findet. Ina meint, sie wolle Gertrude „ins sozialistische Kollektiv einbinden“, und die beiden sammeln zusammen 136 kg Altpapier (Sekundärrohstoffe sind gefragt, und es gibt Pluspunkte in der Schule), und sie helfen Leuten, ihre Einkäufe nachhause zu tragen. Dann gibt es Streit zwischen den Mädchen, weil Gertrude mit Matze Eis essen gehen will und Ina eifersüchtig ist, weil sie Gertrude allein für sich will. Ina führt ein ernstes Gespräch mit ihrer Mutti und macht klar, wie wichtig ihr ihre Freundschaft mit Gertrude ist. Mutti meint, sie wünschte, sie könnte auch so mutig sein. Inas Mut ist anscheinend ansteckend, denn ihre Mutti begleitet sie zu Gertrudes Familie zum Abendessen. Bei einem Gespräch in der Schule sagen Mutti und Ina der Lehrerin und dem Direktor, was die hören wollen, doch sie wissen, dass sie weiterhin unter Beobachtung stehen und höllisch aufpassen müssen. Dann wird der Ausreiseantrag von Gertrudes Familie genehmigt. Ein Abschied für immer?
So war es damals in der DDR. Doch wahre Freundinnen lassen sich nicht unterkriegen!
Viel Spaß beim Lesen!!!

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