Olivia
Jones
Keine
Angst in Andersrum – Eine Geschichte vom anderen Ufer
978-3-86265-435-2
Schwarzkopf
& Schwarzkopf Verlag
Alter:
5+
Bäh,
das ist voll „schwul“, sagt Luis beim Mittagessen und schiebt
angeekelt seinen Teller mit Spinat von sich. Sofort plappert seine
kleine Schwester Emma das neue Wort nach. Tante Maria gefällt das
gar nicht. Sie fragt Luis, ob er denn überhaupt weiß, was schwul
bedeutet. Klar, weiß er das. Pauls großer Bruder hat gesagt, das
sei voll eklig. Das muss die Tante erst mal richtig stellen. Man
sollte das Wort „schwul“ niemals als Schimpfwort gebrauchen, und
sie erklärt ihnen die Bedeutung. Trotzdem finden Luis und Emma immer
noch ein ganz kleines bisschen, dass das nicht „normal“ ist. Aber
was ist schon „normal“? Max aus Emmas Kindergartengruppe hat zwei
Papas, Emma und Luis haben gar keinen. Also erzählt Tante Maria mit
ihrer tiefen Geschichtenerzähler-Stimme den beiden eine Geschichte
aus dem Land Andersrum. In Andersrum ist es normal, dass Männer
Männer und Frauen Frauen lieben. Jungs tragen Röcke und Zöpfe und
werden Kinderkrankenbruder wenn sie groß sind, wohingegen die
Mädchen lieber Feuerwehrfrauen werden. Doch eines Tages passiert
etwas im Lande Andersrum, was nicht „normal“ ist. Der
Kindergärtner Inge verliebt sich in Bauarbeiterin Gerd! Wo gibt es
denn so was? Die Leute sind empört und manche werden richtig fies
und gemein zu Inge und Gerd, dabei wollen die sich doch einfach nur
lieb haben und zusammen sein. Sie wollen doch nur ins Kino gehen, Eis
essen, Tretboot fahren, Händchen halten, all das was andere Paare
auch tun. Die beiden haben es schwer. Schließlich beschließen sie,
sich lieber zu trennen, obwohl sie sich lieben. Beide werden dann
sehr sehr traurig. Gerd baut ganz schiefe Häuser, und Inge macht gar
keine lustigen Sachen mehr mit seinen Kindergartenkindern. Diese
Kinder sind es schließlich, die den beiden zu Hilfe kommen. Dank
ihnen wird am Ende alles gut. Doch Tante Maria hat nicht nur eine
tolle Geschichte zu bieten. Sie erzählt den beiden Kindern auch noch
eine Menge interessanter Dinge. Emma und Luis staunen, als sie hören,
dass es schwule Delfine, Pinguine, Elefanten und Affen gibt, und dass
das die anderen Delfine, Pinguine, Elefanten und Affen überhaupt
nicht stört. Es gibt auch Tiere wie die Nasenmuräne, die als
Männchen geboren werden und später zu Weibchen werden. Tante Maria
erklärt ihnen auch, dass einige Namen, die in Deutschland
Mädchennamen sind, wie Andrea oder Inge, in anderen Ländern wie
Italien oder Skandinavien Jungennamen sind. Emma erzählt, dass es
in ihrem Kindergarten zwei Saschas gibt, einen Jungen und ein
Mädchen. Zum Schluss haben die beiden eine Menge gelernt, und Luis
findet seinen Spinat nicht mehr „schwul“.
Ein
richtig tolles Vorlesebuch gegen Vorurteile, das mit festgefahrenen
Rollenbildern aufräumt und schon Kindergarten- und Vorschulkindern
zeigt, wie wichtig Toleranz ist, und dass es so was wie „normal“
im Grunde gar nicht gibt. Jeder ist wie er ist, und das ist gut so.
Die Autorin Olivia Jones, die als Oliver geboren wurde, spricht in
diesem Buch aus Erfahrung. Diese Geschichte zu schreiben, war ihr
eine Herzensangelegenheit, denn sie meint, Aufklärung erfolge oft zu
spät, wenn die Vorurteile schon fest in den Köpfen sitzen. Sie
betont auch, dass in in dieser Geschichte nicht um Sex geht, sondern
um Liebe und Lebensgestaltung. Das Buch wurde kindgerecht illustriert
mit vielen schreiend bunten Bildern von Jana Moskito.
Auch
wenn ich für gewöhnlich Jugendbücher für ältere Leser bespreche,
mache ich doch hin und wieder eine Ausnahme bei besonderen Büchern.
Dies ist so ein Buch.
Viel
Spaß beim Lesen!!!
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