Hervé
Jaouen, übersetz von Corinna Tramm
Pardon,
Monsieur, ist dieser Hund blind?
978-3-8251-7786-7
Urachhaus
Verlag
Alter:
12+
Jetzt
reicht es aber endgültig! Nachdem Omama fast ihr Haus abgefackelt
hat, wird beschlossen, dass sie von an bei Vero und ihrer Familie
leben soll. Das wird nicht einfach, denn Omama hat Alzheimer! Onkel
und Tante interessieren sich nur für den Erlös aus dem Verkauf des
Hauses, weil sie dringend Geld brauchen und so bleibt alles andere
eben an Veros Eltern hängen. Vero muss ihr Zimmer für Omama räumen
und ist alles andere als begeistert davon. Omama hortet kiloweise
Klopapier unter dem Bett und stopft nach dem Essen das Besteck in
ihren BH. Schließlich ist sie der Ansicht, es sei noch Krieg und sie
müsse alles horten. Das ist jedoch nicht halb so stressig, wie die
Sache mit der Brosche. Jede Nacht um drei Uhr steht Omama auf, um
ihre verlegte Brosche zu suchen und sorgt damit nicht nur für Chaos
im Haus, sondern hält auch alle anderen Familienmitglieder wach.
Schließlich kaufen sie einfach einen ganzen Vorrat an ähnlichen
Broschen, um Omama zu beruhigen. Doch wo ist eigentlich das Original?
Mal hält sich Omama für ein kleines Mädchen, mal für eine junge
Mutter. Auf der Suche nach ihren Kindern irrt sie umher. Die ganze
Situation ist schwierig für Vero, die selbst auch eigene Probleme
hat. Meistens geht es dabei um Jungs. Steht ihr Schwarm nun auf sie
oder doch mehr auf ihre beste Freundin? Omama telefoniert unterdessen
fleißig ins Ausland, da sie meint, mit der internationalen Vorwahl
17 durch das „Fräulein vom Amt“ mit ihrem alten Anschluss
verbunden zu werden und treibt so die Telefonrechnung in die Höhe.
Was sie im Fernsehen sieht, hält sie für echt. Ganz schlimm ist es,
wenn es in den Nachrichten um Krieg geht, also darf sie nur noch
Zeichentrickvideos anschauen. Als Vero in Omamas Koffer alte Fotos
und Briefe findet, hat sie eine Idee. Zusammen mit ihrem älteren
Bruder erstellt sie am Computer einen Film über Omamas Leben. Sie
scannt die Fotos ein, lässt die Briefe von ihrem Vater vorlesen und
unterlegt alles mit Musik. Diesen Film spielt sie Omama vor. Sie
weiß, wie wichtig es ist, das zu stimulieren, was von Omamas
Gedächtnis noch übrig ist. Doch mit Omama geht es immer weiter
bergab. Wenn sie sich schon nicht mehr erinnern kann, wird Vero sich
für sie beide erinnern, solange, bis auch ihr Gedächtnis eines
Tages, in ferner Zukunft, nachlassen wird.
Der
Titel und das Cover sind ziemlich verwirrend. Sie beziehen sich auf
eine winzige Szene am Strand, die zwar ganz amüsant ist, doch nicht
wirklich auf den Kern dieses Buches anspricht. Wer denkt dabei schon
an Alzheimer? Doch genau das ist das zentrale Thema des Buches. In
Frankreich ist es längst Schullektüre und das zu Recht. Es ist ein
wunderbares, einfühlsames Buch über Familie, Erinnern und
Vergessen. Der Klappentext ist auch etwas irreführend. Da ist von
Veros wechselnden Lovern die Rede, die alle untreu sind. Da bekommt
man ja den Eindruck, die Kleine sei eine totale Schlampe und kein
dreizehnjähriges Mädchen, das gerade erst in der Pubertät ist und bisher außer ein
paar Schwärmereien kaum Erfahrung mit Jungs hat. Alles in allem ein
ganz tolles Buch, nur ist die Umsetzung ist leider nicht so optimal.
Schade.
Viel
Spaß beim Lesen!!!
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