Franziska
Gehm
Pullerpause
im Tal der Ahnungslosen
978-3-95470-147-6
Klett
Kinderbuch Verlag
Alter:
9+
Der
elfjährige Jobst und seine Mutter Susanne haben einen ganz
besonderen Koffer. Wenn man eine Jahreszahl am Zahlenschloss
einstellt, kann man damit durch die Zeit reisen. Gerade sind die
beiden von einem Abenteuerurlaub im Mittelalter zurück und unterwegs
nachhause in die Gegenwart, als Susanne ganz dringend aufs Klo muss.
Also legen sie eine Pullerpause im Jahr 1987 ein, in einem seltsamen
Land namens DDR. Jobst passt nur einen Moment nicht auf, weil er ein
Auto aus Pappe (auch bekannt als Trabi) bewundert, und schon ist es
passiert. Der Koffer ist weg. Jetzt sitzen sie hier fest. Susanne
erhofft sich Hilfe von der Polizei, doch die halten sie für völlig
übergeschnappt und sind kurz davor, sie festzunehmen.
Theaterregisseur Frank kommt ihr zu Hilfe. Er bietet Susanne und
Jobst an, in seiner Datsche zu wohnen, und Susanne soll im Theater
für eine Schauspielerin einspringen, die sich in den Westen
abgesetzt hat. Jobst freundet sich mit Franks Tochter Jule und deren
besten Freund an, dem Bud-Spencer-Fan Torsten, den alle nur Letscho
nennen, weil er verrückt nach der gleichnamigen, eingelegten Paprika
ist. Mit Jule und Letscho macht sich Jobst auf die Suche nach dem
Koffer. Für jemanden, der aus dem Westen von Übermorgen kommt, ist
es natürlich nicht leicht, sich in der DDR zurecht zu finden. Sie
suchen im „Konsum“ und in der Sammelstelle für Altstoffe und
legen sich mit Patrizia und Ingo vor dem Haus der Pioniere an. Jobst
fällt ein Mann mit beigefarbener Jacke und „Legomännchen-Frisur“
auf, der ihnen folgt und später auch bei der Datsche herumlungert.
Während Jobst so schnell wie möglich in seine Zeit zurück möchte,
fühlt sich Susanne hier sehr wohl. Sie mag dieses merkwürdige,
kleine, graue Land und seine Menschen. Die Kinder folgen einer heißen
Spur, die sie zu VEB Lederwaren führt. Mit einer Gruppe Pioniere von
den Ferienspielen schleichen sie sich hinein. Leider finden sie den
Koffer dort nicht. Dafür entdecken sie einen Koffer am Busbahnhof,
der dem Zeitreisekoffer verblüffend ähnlich sieht. Nach einer
halsbrecherischen Flucht in einem gestohlenen Trabi, mit Letscho am
Steuer, müssen sie jedoch feststellen, dass es der falsche Koffer
ist. Allmählich beginnt Jule, Jobst die Sache mit der Zeitreise zu
glauben. Bei einer Grillparty in der Datsche meint Frank, es ginge
das Gerücht um, dass sich „Horch und Guck“ den Koffer geschnappt
hat. Jule muss den ahnungslosen Jobst erst einmal über die Stasi
aufklären, damit er das versteht. Jobst will einfach zur Stasi gehen
und den Koffer verlangen, doch so einfach ist das nicht. Man weiß ja
nicht, wer dazu gehört und wer nicht. Jule ist sich jedoch sicher,
dass Patrizias Eltern bei der Stasi sind, also quetschen sie Patrizia
auf dem Spielplatz aus. Sie verlangt für Informationen eine
Levis-Jeansjacke, einen Walkman und Aerobic-Stulpen in Neonfarben.
Jobst hat keine Ahnung, wo er die Sachen herbekommen soll. Patrizia
verrät immerhin, dass der Koffer in Berlin ist, bei Erich Honecker
persönlich, der regelrecht besessen davon ist und ihn nicht aus den
Augen lässt. Wie sollen sie den Koffer bloß wiederbekommen? Die
Kinder schmieden einen Plan. Sie schreiben Honecker einen Brief und
laden ihn zu einen exklusiven Sondervorstellung ins Theater ein.
Tatsächlich kommt eine Zusage. Aber wird Honecker den Koffer auch
bei sich haben? Und was hat es eigentlich mit dem kleinen Jungen auf
sich, der Jobst Dominik nennt und als Verräter beschimpft?
Auf zur
Kofferjagd! Eine verrückte Zeitreise in die DDR, nicht nur für
Kinder. Auch die älteren Leser, die (wie ich) dieses Land noch
kennen, werden sich köstlich amüsieren!
Viel
Spaß beim Lesen!!!
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