Aus Langeweile grausam: "Dreckstück"!
Clémentine
Beauvais, übersetzt von Annette von der Weppen
Dreckstück
978-3-551-58337-6
Carlsen
Verlag
Alter:
14+
Ein ganz
gewöhnlicher Tag in Paris: Die Freunde David (der die Geschichte
erzählt), Anne- Laure, Élise, Florian und Gonzague haben mal wieder
keinen Bock auf Schule und beschließen kurzerhand, zu schwänzen.
Sie holen sich erst mal was zu Essen beim Chinesen und machen sich
dann auf den Weg zu Gonzague, um bei ihm abzuhängen. Gonzague hat
nämlich eine eigene, kleine Wohnung, da seine Eltern irgendwo in der
Dordogne leben, aber unbedingt wollen, dass er hier aufs Gymnasium
geht. Als Gonzague etwas unachtsam die Straße überquert, wird er
beinahe von einem Schwarzen auf einem Roller angefahren. Er schimpft
auf den „dreckigen Neger, der nicht fahren kann“. Erinnerungen
und Wut kommen hoch, auch bei den anderen, Wut auf den farbigen
Gebrauchtwagenhändler, der ihrer Meinung nach die Schuld am Tod
ihres Freundes Mathieu trägt, der bei einem Unfall ums Leben kam.
Das Gespräch kommt auf Florians Bruder, der keinen Studienplatz
bekommt, der „Abschaum aus der Vorstadt“ jedoch schon. All diese
Gedanken sind in ihren Köpfen, als sie das kleine, schwarze Mädchen
sehen. Sie ist mit ihrer Klasse auf dem Weg zum Schwimmbad, und die
Freunde können deutlich die Läuse erkennen, die durch ihre krausen
Haare krabbeln. Wie eklig! Dieses Dreckstück! Sie beschimpfen sie
und nehmen sie, auf Anregung von Élise, kurzerhand mit, um sie zu
entlausen. Das Mädchen weint. Sie ist kein Dreckstück. Alle in
ihrer Klasse haben die Läuse. Sie sagt etwas in einer fremden
Sprache, und sie blaffen sie an, dass sie in Frankreich gefälligst
Französisch sprechen soll. In Gonzaques Wohnung machen sie das Radio
an. Die Nachrichten drehen sich wieder einmal um ein Flüchtlingsdrama
vor der Küste Korsikas. Dann folgt eine Meldung über die mögliche
Entführung der sechsjährigen Elikya. Alle legen ihre Handys in eine
Schublade, damit keiner die Bullen ruft. So ganz vertrauen sich die
„Freunde“ wohl doch nicht. Elikyas Haare lassen sich nicht
kämmen, also machen sie ihre Zöpfe auf und zupfen die Läuse
heraus. Die Tierchen landen in einer Schale mit Essig, die sie später
über den gebratenen Reis vom Chinesen gießen und den dann Elikya zu
essen geben. Das Mädchen sträubt sich und weint. Sie will keine
Läuse essen. Da immer noch Läuse auf ihrem Kopf übrig ist,
schneiden sie ihr die Haare mit einer Nagelschere ab. Immer noch
Läuse! Die Haare müssen ganz ab. Bevor jedoch die
Haarschneidemaschine zum Einsatz kommt, halten sie inne. Die Nachbarn
könnten das Geräusch hören. Élise und David gehen nach unten, um
nachzusehen, ob überhaupt jemand da ist. Ein altes Ehepaar, er so
gut wie blind und sie fast taub, hält sie für die bestellten
Pfleger und bittet sie herein. Um keinen Verdacht zu erregen, helfen
sie, die alte Frau zu baden. Als sie in Gonzagues Wohnung
zurückkommen, ist das kleine Mädchen weg. Die anderen wollen ihnen
nicht sagen, wo sie ist. Sie denken, sie hätten sie verraten, weil
sie so lange weg waren. Was ist passiert? Und wo ist Elikya?
Ein
wirklich verstörendes, kleines Buch! Es geht um ein paar
gelangweilte Jugendliche, die völlig überreagieren und etwas Dummes
und Grausames tun. Sie entführen ein Kind und foltern es. Dabei war
es keine geplante Tat. Es ist einfach so passiert. Der Erzähler
David wirkt von allem noch am harmlosesten, doch sonderlich
sympathisch war mir keine der Figuren, mal abgesehen von der armen
Elikya.
Viel
Spaß beim Lesen!!!
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