"So behandelt man doch keine Kinder!", lautet das Thema dieser Woche. Die kleinen Helden und Heldinnen in den folgenden 3 Büchern haben es schwer. Uli und ihre Freundinnen machen eine harte Zeit im Kinderheim durch, Mia leidet unter ihrer eiskalten Mutter und Leo versucht, seinem Vater und dem Gefängnis im Keller zu entkommen ... .
Los geht es mit: "Schwarze Häuser"!
Sabine Ludwig
Schwarze Häuser
978-3-7915-1204-4
Dressler Verlag
Alter: 10+
Großstadtmädchen Uli
aus Berlin lebt bei ihrer Oma, da ihre Mutter bei ihrer Geburt
minderjährig und unverheiratet war. Immer wenn Oma krank ist, kommt
Uli ins Heim. Diesmal wird sie mit einer Reihe anderer Kinder für 6
Wochen in ein Kinderkurheim an der Nordsee verschickt. „Herzlich
Willkommen im Kinderkurheim Kiebitz. Ihr seid hier nicht zum
Vergnügen, sondern, um Euch zu erholen.“, so spricht Schwester
Hildegard zur Begrüßung. Sie ist streng und die Kinder werden dort
alles andere als gut behandelt. Ein Arzt untersucht sie nur kurz, als
sie eintreffen. Die Kleinen müssen ihre Kuscheltiere wegen der
Hygiene abgeben. Die Zimmer sind zugig, die Waschräume eisig. Jeden
Mittwoch ist Duschtag. Uli ist mit Fritze (eigentlich Elfriede
Klotz), die wie Junge aussieht, der hübschen Freya Freiberg, die
zart und irgendwie adelig wirkt und der kleinen Anneliese, die noch
am Daumen lutscht, in einem Zimmer. Anfangs ist auch noch die zickige
Petra dabei, doch die zieht schon nach kurzer Zeit in ein anderes
Zimmer um. Die Mädchen machen aus einem Waschlappen heimlich ein
neues Kuscheltier für die kleine Anneliese. Uli mag Freya und ist
eifersüchtig, wenn Fritze sich immer dazwischen drängt und außerdem
ständig heult. Doch sie weiß, sie braucht gute Freundinnen, um die
Zeit im Heim durchzustehen. Das Essen ist eine Katastrophe! Fritze
ist Vegetarierin, doch Schwester Hildegard meint, wer kein Fleisch
isst wird krank. Es gibt vergorene Milchsuppe, schimmliges Brot mit
schillerder Wurst, steinharte Linsen, Bohnensuppe mit Einlage
(angebrannt) und Äpfel mit Würmern. Kein Wunder bei 50 Pfennig pro
Kind und Tag. Außerdem gibt es Lebertran. Fritze würzt alles mit
Cayennepfeffer aus einer Streichholzschachtel, um es überhaupt
herunter zu bekommen. Dann kommen die Mädchen auf die Idee, einen
Buddeleimer unter dem Tisch zu verstecken, in den sie das eklige
Essen verschwinden lassen können. Sie werden immer dünner statt
kräftiger. Freya wird sogar öfter mal ohnmächtig. Es wird gegessen
was auf Tisch kommt, sonst bekommt man es mit Gewalt reingestopft,
bis man kotzt. Fritze erstickt fast an einem Knochen im
Hühnerfrikassee. Die Jungs haben es besser. Sie bekommen Brötchen
zum Frühstück, da Jungs angeblich eine andere Ernährung mit mehr
Kohlehydraten brauchen. Sie werden getrennt betreut von Schwester
Waltraud, die ständig aus einer kleinen Flasche trinkt, in der
garantiert kein Lebertran ist und die dann besoffen und fröhlich
Schifferklavier spielt. Die Kinder müssen regelmäßig ihre Schuhe
putzen. Uli hat nur ein Paar Schuhe und die Jacke ist von der
Nachbarin geliehen. Ausflüge im Freien finden bei Wind und Wetter
statt und machen wenig Spaß. Es ist November und entsprechend kalt.
Die anderen müssen die kleine Anneliese tragen oder im Wagen ziehen,
weil sie nicht so weit laufen kann. Sie dürfen keine Muscheln
sammeln, weil die zu unhygienisch sind, dafür gibt es schlammige
Bäder, die auch nichts mit Hygiene zu tun haben. Mittagsschlaf ist
Pflicht. Die Mädchen können wegen dem Licht des Leuchtturms nicht
schlafen. Die Vorhänge sind zu dünn. Alle haben Heimweh, doch
zuhause anrufen ist verboten. Ulis Oma hat auch gar kein Telefon. Die
Briefe an Eltern und Verwandte werden zensiert. Fritze nutzt daher
gemalte schwarze Häuser als Geheimcode, der sagt: Es geht mir hier
nicht gut. Bunte Häuser bedeuten, dass alles in Ordnung ist. Ihr
Vater ist Künstler und malt nur Kreise und Quadrate. Die anderen
verspotten sie deshalb, auch wegen ihrer Kleidung und ihrem
Topfhaarschnitt. Die zickige Petra wird für ihre Hänseleien vom
Schicksal mit Läusen bestraft. Anneliese bekommt ihre Haare
abgeschnitten, weil sie sie nicht ordentlich gekämmt hat. Für die
Adventszeit sollen die Kinder ein Krippenspiel einstudieren. Sie
basteln eine goldene Perücke, denn Fritze soll der Engel sein und
singen, doch dann bekommt sie Halsweh und es ist fraglich, ob sie
auftreten kann. Anneliese spielt ein Schaf. Die ausgehungerten
Freundinnen brechen eines Tages heimlich in die Speisekammer ein. Der
Beutel mit dem Essen, den sie außen am Haus befestigen, wird jedoch
bei einem heftigen Unwetter weggeweht. Als Strafe für den Diebstahl
werden sie zum Fenster putzen verdonnert. Fritze schneidet sich
dabei, muss aber trotz blutender Hand weiter schrubben. Sie müssen
außerdem einen ganzen Kuchen essen, bis ihnen schlecht wird. Eines
Tages finden sie einen toten Wal am Strand und klettern darauf herum
und Uli bastelt für alle Freundschaftsketten aus Muscheln. Fritze
liest die anderen jeden Abend aus einem Märchenbuch vor. Die
Geschichte handelt von einer Prinzessin, schwarzen Häusern und bösen
Zauberern. Die arme Prinzessin wird im Laufe der Geschichte taub,
blind, stumm und gefühllos. Freyas Eltern lassen sich scheiden und
sie läuft deswegen weg. Uli und Fritze folgen ihr, während im Heim
das Krippenspiel läuft. Die Freundinnen geraten in tödliche Gefahr
im Watt … !
Ich hatte beim Lesen
total Mitleid mit Uli und ihren Freundinnen und auch mit der Autorin
Sabine Ludwig, auf deren Kindheitserinnerungen die Geschichte
basiert. Schwester Hildegard hätte ich am liebsten gegen die Wand
geklatscht. Wie kann man Kinder nur so behandeln? Bei den
Essens-Szenen musste ich echt würgen. Dennoch war ich begeistert von
dem Buch. Sabine Ludwig schreibt sonst eher locker-lustige
Geschichten, aber die hier ist total interessant und spannend.
Viel Spaß beim Lesen!!!
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