Manchmal braucht man einen Drachen: "Die Nacht gehört dem Drachen"!
Alexia
Casale, übersetzt von Henning Ahrens
Die
Nacht gehört dem Drachen
978-3-551-58310-9
Carlsen
Verlag
Alter:
14+
Es
gibt Situationen, da braucht man einen Drachen. Die vierzehnjährige
Evie hat in ihrem Leben bereits einiges durchgemacht. Ihr Vater starb
bei einem Motorradunfall. Ihre Mutter erkrankte an Krebs. Damals war
Evie acht und zog mit der Mutter zu den Großeltern. Dort erlebte sie
die absolute Hölle. Sie wurde von ihren Großeltern auf schwerste
Weise misshandelt, und ihre Mutter hat ihr nicht geholfen.
Wahrscheinlich musste sie früher das gleiche durchmachen. Jetzt ist
ihre Mutter, die Evie immer nur Fiona, aber nie Mama oder Mutter
nennt, tot. Evie lebt bei Amy und Paul, ihren liebevollen
Adoptiveltern. Die beiden und ihr Adoptivonkel Ben sind für sie da,
aber über alles kann Evie nicht mit ihnen reden. Es dauert seine
Zeit, bis sie den Mut aufbringt, ihnen von ihren ständigen
Schmerzen, die von gebrochenen Rippen herrühren, zu erzählen. Sie
wird operiert und ein Stück Rippenknochen muss entfernt werden.
Daraus schnitzt Evie mit Onkel Bens Hilfe einen Drachen. Ihren
Freundinnen in der Schule, Phee und Lynne erzählt sie nichts über
die wahren Gründe für die Operation. Nur mit ihrer Lehrerin Mrs.
Winter kann sie reden, als diese ihr hilft, den Unterrichtsstoff
aufzuarbeiten. Außerdem versucht sie, Mrs. Winter mit Onkel Ben zu
verkuppeln, der seit Tante Minnies Tod sehr einsam ist. Denn auch in
ihrer Adoptivfamilie gab es in der Vergangenheit ein schlimmes
Ereignis. Bei einem Unfall starben Tante Minnie, Adam (der Sohn von
Paul und Amy), sowie dessen Großeltern. Alle Erinnerungen an Adam
sind weggeschlossen, seine Eltern reden nicht über ihn. Was Evie
angeht, sind sie zwar stets sehr liebevoll und zeigen viel
Verständnis, sind aber manchmal zu besorgt und übervorsichtig, vor
allem Amy. Ständig kontrolliert sie die Rauchmelder etc.. In der
Schule hat Evie große Probleme mit dem fiesen Sonny, der sie mobbt.
Das geht so weit, dass sie beinahe ertrinkt, als er sie brutal ins
Schwimmbecken stößt. Doch sie will nicht, dass Paul und Amy die
Sache in die Hand nehmen. Da kommt Evies Drache ins Spiel. Nachts
wird er lebendig und zieht mit Evie durch die Stadt. Sie erleben
keine Abenteuer und er erteilt ihr auch keine weisen Lektionen, sie
tun einfach nur das, was Evie gut tut. Dazu gehört auch, die Reifen
von Sonnys teurem Fahrrad kaputt zu machen. Auch Paul verlässt
nachts heimlich das Haus. Zusammen mit Onkel Ben verfolgt er eine
Gruppe jugendlicher Vandalen, die auf dem Friedhof randalieren. Amy
weiß von beiden Aktionen nichts. Es würde sie nur aufregen. Über
Rache und Gerechtigkeit denkt Evie viel nach, auch im Unterricht, wo
sie gerade „Hamlet“ lesen. Denn bis jetzt sind ihre Großeltern
ungestraft für ihre Verbrechen davongekommen. Amy und Paul zögern,
weiter gegen sie vorzugehen, nachdem der erste Versuch gescheitert
ist. Sie wollen nicht, dass Evie alles noch einmal durchleiden muss.
Doch Evie lässt der Gedanke nicht los, obwohl sie andererseits
versucht, alles zu vergessen. Eines Nachts verschläft sie und ihr
Drache zieht ohne sie los. Und Drachen können Feuer speien … !
So
eine Geschichte hätte ich in diesem schreiend orangefarbenen Buch
echt nicht erwartet. Ich hatte mit einer typischen Drachen und
Fantasygeschichte gerechnet. Doch hier steckt so viel mehr drin.
Natürlich spielt auch der Drache eine Rolle, aber eigentlich geht es
darum, wie Evie versucht, ihr durch den Missbrauch entstandenes
Trauma zu bewältigen. Ein schwieriges Thema, aber sehr gut erzählt!
Viel
Spaß beim Lesen!!!
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