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Mittwoch, 6. November 2013

"Die Nacht gehört dem Drachen"

Manchmal braucht man einen Drachen: "Die Nacht gehört dem Drachen"!

Alexia Casale, übersetzt von Henning Ahrens
Die Nacht gehört dem Drachen
978-3-551-58310-9
Carlsen Verlag
Alter: 14+

Es gibt Situationen, da braucht man einen Drachen. Die vierzehnjährige Evie hat in ihrem Leben bereits einiges durchgemacht. Ihr Vater starb bei einem Motorradunfall. Ihre Mutter erkrankte an Krebs. Damals war Evie acht und zog mit der Mutter zu den Großeltern. Dort erlebte sie die absolute Hölle. Sie wurde von ihren Großeltern auf schwerste Weise misshandelt, und ihre Mutter hat ihr nicht geholfen. Wahrscheinlich musste sie früher das gleiche durchmachen. Jetzt ist ihre Mutter, die Evie immer nur Fiona, aber nie Mama oder Mutter nennt, tot. Evie lebt bei Amy und Paul, ihren liebevollen Adoptiveltern. Die beiden und ihr Adoptivonkel Ben sind für sie da, aber über alles kann Evie nicht mit ihnen reden. Es dauert seine Zeit, bis sie den Mut aufbringt, ihnen von ihren ständigen Schmerzen, die von gebrochenen Rippen herrühren, zu erzählen. Sie wird operiert und ein Stück Rippenknochen muss entfernt werden. Daraus schnitzt Evie mit Onkel Bens Hilfe einen Drachen. Ihren Freundinnen in der Schule, Phee und Lynne erzählt sie nichts über die wahren Gründe für die Operation. Nur mit ihrer Lehrerin Mrs. Winter kann sie reden, als diese ihr hilft, den Unterrichtsstoff aufzuarbeiten. Außerdem versucht sie, Mrs. Winter mit Onkel Ben zu verkuppeln, der seit Tante Minnies Tod sehr einsam ist. Denn auch in ihrer Adoptivfamilie gab es in der Vergangenheit ein schlimmes Ereignis. Bei einem Unfall starben Tante Minnie, Adam (der Sohn von Paul und Amy), sowie dessen Großeltern. Alle Erinnerungen an Adam sind weggeschlossen, seine Eltern reden nicht über ihn. Was Evie angeht, sind sie zwar stets sehr liebevoll und zeigen viel Verständnis, sind aber manchmal zu besorgt und übervorsichtig, vor allem Amy. Ständig kontrolliert sie die Rauchmelder etc.. In der Schule hat Evie große Probleme mit dem fiesen Sonny, der sie mobbt. Das geht so weit, dass sie beinahe ertrinkt, als er sie brutal ins Schwimmbecken stößt. Doch sie will nicht, dass Paul und Amy die Sache in die Hand nehmen. Da kommt Evies Drache ins Spiel. Nachts wird er lebendig und zieht mit Evie durch die Stadt. Sie erleben keine Abenteuer und er erteilt ihr auch keine weisen Lektionen, sie tun einfach nur das, was Evie gut tut. Dazu gehört auch, die Reifen von Sonnys teurem Fahrrad kaputt zu machen. Auch Paul verlässt nachts heimlich das Haus. Zusammen mit Onkel Ben verfolgt er eine Gruppe jugendlicher Vandalen, die auf dem Friedhof randalieren. Amy weiß von beiden Aktionen nichts. Es würde sie nur aufregen. Über Rache und Gerechtigkeit denkt Evie viel nach, auch im Unterricht, wo sie gerade „Hamlet“ lesen. Denn bis jetzt sind ihre Großeltern ungestraft für ihre Verbrechen davongekommen. Amy und Paul zögern, weiter gegen sie vorzugehen, nachdem der erste Versuch gescheitert ist. Sie wollen nicht, dass Evie alles noch einmal durchleiden muss. Doch Evie lässt der Gedanke nicht los, obwohl sie andererseits versucht, alles zu vergessen. Eines Nachts verschläft sie und ihr Drache zieht ohne sie los. Und Drachen können Feuer speien … !
So eine Geschichte hätte ich in diesem schreiend orangefarbenen Buch echt nicht erwartet. Ich hatte mit einer typischen Drachen und Fantasygeschichte gerechnet. Doch hier steckt so viel mehr drin. Natürlich spielt auch der Drache eine Rolle, aber eigentlich geht es darum, wie Evie versucht, ihr durch den Missbrauch entstandenes Trauma zu bewältigen. Ein schwieriges Thema, aber sehr gut erzählt!
Viel Spaß beim Lesen!!!

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