Auch Lehrerin Cécile hat ihren ersten Schultag: "Ein Ort wie dieser"!
Marie-Aude Murail,
übersetzt von Tobias Scheffel
Ein Ort wie dieser
978-3-596-85627-5
Fischer KJB Verlag
Alter: 12+
Seit der 3. Klasse wollte
Cécile Lehrerin werden. Jetzt ist sie 22, hat ihren ersten Job
ergattert und wird demnächst auf 18 Erstklässler losgelassen.
Célice ist eher schüchtern, auch gegenüber Männern und kann sich
nicht durchsetzen. Sie lebt noch zuhause bei ihrer Mutter und ihrem
kleinen/großen Bruder Gil (15 Jahre alt und 1,90 m groß). Beim
ersten Besuch an der Schule flirtet Direktor Montoriol mit ihr,
obwohl er selbst verheiratet ist. Die Schule wirkt altmodisch und
abgenutzt. Sollten zu wenig Schüler angemeldet werden, läuft sie
Gefahr zu schließen. Die Rettung sind die Baoulés, eine Großfamilie
von illegalen Einwanderern, die von der Elfenbeinküste kommen, mit
12 Schulkindern, einem Baby und zwei weiteren unterwegs. Viele der
Kinder treten gleich im Doppelpack auf (Zwillinge) und einige Kinder
sind nach katholischen Feiertagen benannt. Die Familie hat eine
schwere Zeit hinter sich. Sie wurden verfolgt, viele Verwandte wurden
ermordet, das Haus zerstört und die Mutter vergewaltigt. Sie haben
alles verloren und leben nun in einem besetztem Bahnhof. Die Kinder
laufen jeden Tag 8 km zur Schule, da sie sich die Straßenbahn nicht
leisten können und haben keine warme Kleidung. In Céciles Klasse
kommen die Baoulé-Zwillinge Toussaint und der, von Brandwunden im
Gesicht entstellte, Fete de Mort (genannt Démor). Beim wöchentlichen
Burgeressen mit ihrem Bruder Gil lernt sie Eloi kennen, der in dem
Burgerladen arbeitet. Eloi ist 23 und ein Anti-Marken-Aktivist, der
sich von der Konsumwelt seiner Eltern losgesagt hat. Da Cécile zu
schüchtern ist, ihn anzusprechen, obwohl sie sich spontan verknallt
hat, freundet sich Gil mit ihm an. Eloi leiht ihm das Buch „No
Logo“ und er und seine Freunde nehmen ihn mit in die Metro, wo sie
Werbeplakate „umgestalten“. Cécile ahnt von allem nichts. Elois
Chef schmiedet unterdessen finstere Pläne. Er will einen besseren
Standort für seinen Laden in der Innenstadt und hat auch schon einen
Platz im Auge: die Schule! Er muss nur noch die Baoulés loswerden,
damit sie geschlossen wird. Also schmiedet er ein Komplott mit einer
Dame von der Präfektur, die den Baoulés Steine in den Weg legt,
Beweise aus Akten verschwinden lässt etc.. Eloi und seine Freundin
Nathalie hingegen helfen den Flüchtlingen und engagieren sich für
sie, ahnen aber nichts von der „Burger-Verschwörung“. Dann kommt
der 1. Schultag. Cécile kann sich, wie erwartet, nicht durchsetzten.
Statt den Kindern die ersten Buchstaben beizubringen, erzählt sie
ihnen Geschichten von Kicko-Kack Hase, die sie sich spontan ausdenkt.
Den Kindern gefällt es, aber die Kollegen beschweren sich, dass die
Klasse zu laut ist und tratschen über Cécile. Immerhin kann sie
sich gleich die Namen aller ihrer Schüler merken. Da ist Steven, der
immer abwesend wirkt, laut Kindergartenakte ein Sonderschulkandidat,
Baptiste ist hyperaktiv und Audrey muss dringend zum Logopäden, aber
die Eltern lehnen es ab. Die Kleine ist außerdem zu dick und schaut
den ganzen Tag Superstar-Sendungen im TV. Cécile macht lieber eigene
Arbeitsblätter, statt ein Lehrbuch zu benutzen und geht mit den
Kindern zum Vorlesen in die Bibliothek. Da herrscht ansonsten
„Omchen“, die ungezogenen Kindern auch mal Ohrfeigen gibt und
deren größtes Geheimnis es ist, dass sie selbst gar nicht lesen
kann. Die Lehrer und Eltern diskutieren heftig über die Baoulés.
Die Gespräche sind geprägt von Vorurteilen und Rassismus. Da fallen
nicht selten Sätze wie: „Die vielen Neger senken das Niveau der
Schule!“. Der Direktor nötigt Cécile, mit ihren Schülern ein
Theaterstück für die Weihnachtsfeier einzustudieren. Für die
Kinder ist klar, dass nur Kicko-Kack Hase der Held dieses Stückes
sein kann. Leider können sich die Kinder den Text nicht merken und
Cécile ist am Verzweifeln. Die Schulaufführung jedoch wird ein
voller Erfolg. Madame Baoulé wird unterdessen noch immer die
Aufenthaltsgenehmigung verweigert, obwohl ihr Baby in Frankreich
geboren wurde und die Familie in ihrer Heimat nicht überleben würde.
Sie überlegt, sich aus Fenster zu stürzen wie ein andere
Flüchtlingsfrau. Sohn Leon, der in die 2. Klasse geht, hat einen
anderen Plan. Er will Cécile heiraten, um bleiben zu können. Die
kleine Donatienne hingegen möchte ihren Zahnarzt ehelichen. Nathalie
und Eloi organisieren auch Kleidung für die Baoulés. Auch der
Direktor hilft und organisiert Bahntickets für die Baoulé-Kinder.
Cécile lernt durch die Zusammenarbeit Eloi besser kennen und ist nun
richtig verliebt. Aber ist Eloi nicht mit Nathalie zusammen?
Außerdem kündigt Schulinspektor „Killer“ seinen Besuch an und
Cécile muss auf die Schnelle einen Lehrplan und Unterrichtsentwürfe
erstellen, Klassenbuch und Berichte schreiben, die Fehlzeiten in
Prozent auflisten … . Zum Glück bietet der Direktor seine Hilfe
an. Als „Killer“ dann kommt, soll ausgerechnet Steven, der
Kandidat für die Förderklasse, lesen. Cécile kann außerdem kein
Lesebuch vorweisen und „Killer“ meint, ihre Silbenmethode sei
überholt. Arme Cécile! Die Polizei räumt den Bahnhof und die
Baoulés stehen auf der Straße. Eloi verliert seinen Job und er und
Gil werden von der Polizei in der Metro erwischt. Gil kann entkommen,
aber Eloi landet im Krankenhaus im Koma. Cécile ist voller Sorge.
Wird er wieder aufwachen? Was wird aus den Baoulés? Kann eine
Unterschriftenaktion helfen? Wird die Burger-Verschwörung
aufgedeckt?
Titel und Cover sprachen
mich eher wenig an, obwohl ich die Autorin echt klasse finde. Das
Buch war dann auch super, aber ganz anders als ich dachte, weil es
mehr um die Familie Baoulé als um Cécile geht.
Viel Spaß beim Lesen!!!
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