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Mittwoch, 23. März 2022

"Wörter an den Wänden"


Adam wäre gerne "normal", doch er hat Schizophrenie: "Wörter an den Wänden"!

Julia Walton, übersetzt von Violeta Topalova
Wörter an den Wänden 978-3-03880-039-2 Arctis Verlag Alter: 14+

Der sechzehnjährige Adam Petrazelli leidet unter Schizophrenie. Als er im Alter von zwölf Jahren anfing, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen, dachte er noch, es läge an seiner neuen Brille, doch inzwischen weiß er es besser. Adam führt ein Tagebuch, welches Teil seiner Therapie ist. Seit kurzem nimmt an einer Medikamentenstudie für “ToZaPrex” teil. Das experimentelle Medikament schlägt an. Zwar sieht Adam nach wie vor Dinge und Personen, die nicht echt sind, die Halluzinationen nehmen mit steigender Dosis zunächst sogar noch zu, doch er kann besser unterscheiden, was real ist und was nicht. Als Nebenwirkung treten allerdings starke Kopfschmerzen auf. Vor einiger Zeit ist Adam auf eine katholische Schule gewechselt, obwohl er nicht gerade der religiöse Typ ist. Ablehnen konnten sie ihn dort aber nicht, weil Jesus liebt ja alle und so ;-). Seine Lehrer wissen von seiner Krankheit, seine Mitschüler jedoch nicht. Adam macht sich den arroganten Ian zum Feind, freundet sich mit dem redseligen Dwight an, der ihm das Tennis Spielen beibringt und verknallt sich total in die coole Maya. Maya will Ärztin werden, aber in der Forschung, denn sie mag keine Menschen, ist eher der logische als der gefühlvolle Typ. Als ihm nach einer Erhöhung seiner Dosis in der Kirche schwindelig wird, gibt sie ihm eine Flasche Wasser. Auf keinen Fall darf sie merken, was mit ihm los ist. Er will, dass sie ihn für normal hält, nicht für verrückt. Imaginäre Mafiosi liefern sich eine Schießerei in der Cafeteria, doch Adam bleibt ruhig, weil es ja nicht echt ist. Als jedoch seine imaginäre Freundin, die Amazone Rebecca, eines Tages panisch zum Schul-Schwimmbecken läuft, folgt er ihr - zum Glück, denn dadurch kann er Nichtschwimmerin Maya vor dem Ertrinken retten. Da er sich gut Fakten einprägen kann, soll Adam dem akademischen Zehnkampf-Team, dem auch Maya und Dwight angehören, beitreten. Das ganze Teams besteht praktisch aus typischen Nerds, die alle sozial etwas unbeholfen sind. Adam übt mit Maya. Da sie gerade mies drauf ist, kocht er für sie. Denn das kann er gut, Zuhören und Kochen. Aber da sie nicht sagt, was los ist, bleibt es halt beim Kochen. Dafür bekommt er einen Kuss. Adam hat Angst, die Kontrolle zu verlieren, Angst, das zu tun, was ihm die Halluzinationen befehlen, Angst, dass die Menschen dann aus gutem Grund Angst vor ihm haben. Als die Dosis weiter und weiter erhöht wird, kann er die Halluzinationen besser kontrollieren, manchmal sogar vertreiben. Nach den Ferien sind Adam und Maya offiziell ein Paar. Als es an der örtlichen Grundschule zu einem Amoklauf durch einen psychisch kranken Täter kommt, machen Adams Mitschüler ziemlich heftige Bemerkungen: “Warum hat er sich nicht einfach gleich selbst umgebracht, wenn es ihm so Scheiße geht?” Die haben ja keine Ahnung! Adam hat in der Bibliothek Ärger mit Ian. Außerdem leidet er unter neuen Nebenwirkungen, wie Schlaflosigkeit und Muskelzuckungen. Ach ja, und seine Mutter ist schwanger! Adam merkt, wie er immer mehr die Kontrolle verliert. Es kommt zu Rückfällen. Bei einem Date mit Maya bekommt er Panik, als die Figuren von der Leinwand in den Kinosaal stürmen und reißt Maya zu Boden. Die versteht das falsch, als Aufforderung zum heftigen Rumknutschen. Im Theaterstück zu Ostern muss Adam den Jesus geben und verliert seine Unschuld nach der Kostümprobe. Seine Dosis wird immer weiter gesteigert, doch es zeigt sich, dass er eine Medikamentenresistenz entwickelt hat. Damit ist es kein guter Kandidat für die Studie mehr, seine Daten können nicht verwendet wenden. Obwohl die Wirkung anfangs positiv war, wird keine längere Behandlung mit “ToZaPrex” empfohlen und die Ärzte wollen das Medikament ausschleichen lassen. Adam fängt wieder an, mit seinen Halluzinationen zu reden. Er hat eine total realistische Halluzination von Maya, wie sie vor einen LKW läuft und fragt sich, ob sie überhaupt jemals real war. Doch Maya gibt es zum Glück wirklich. Sie kommt zur Babyparty von Adams Mutter. Auch die rassistische, homophobe und generell biestige Stief-Oma ist leider anwesend. Adam quält der Gedanke, dass man ihn nie mit dem Baby allein lassen wird wenn es da ist. Seine Halluzinationen werden immer heftiger, immer lebendiger, lassen sich nicht mehr so einfach vertreiben. Er kann nichts dagegen tun. Er hat Angst vor dem Schulball. Er hat Angst, Maya zu verlieren. Also spart er Pillen auf, bevor sie endgültig abgesetzt werden und nimmt sie allesamt vor dem Ball - ein großer Fehler …

Adam ist ein außergewöhnlicher und sympathischer Charakter, den man einfach gernhaben muss. Die meisten Leute haben, wenn sie an einen Schizophrenen denken, einen gewalttätigen Irren vor Augen, dabei sind die meisten harmlos. Adam erzählt in seinem Tagebuch sehr persönlich, ehrlich, und manchmal auch ziemlich sarkastisch und humorvoll über sein Leben und davon, was ihn bewegt. Die Krankheit hat ihn ungewöhnlich früh ereilt, die meisten Betroffenen sind etwas älter. Er ist neidisch auf die anderen Jugendlichen mit ihren “normalen” Problemen. Obwohl dies kein Sachbuch über Schizophrenie ist, habe ich daraus eine Menge gelernt. Wirklich ein tolles Buch zu einem interessanten (und im Jugendbuch-Bereich bisher wenig beachteten) Thema!

Viel Spaß beim Lesen!!!


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