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Mittwoch, 16. Februar 2022

"Und der Ozean war unser Himmel"


Nennt mich Bathseba.: "
Und der Ozean war unser Himmel"!

Patrick Ness, übersetzt von Bettina Arbarbarnell Und der Ozean war unser Himmel 978-3-570-16570-6 cbj Verlag Alter: 14+

In ferner Zukunft erzählt die Waldame Bathseba die Geschichte ihres Lebens: Als sie 16 Jahre alt war, zog sie als 3. Lehrling von Kapitänin Alexandra durch den Ozean auf der Jagd nach den Menschen. Viel zu lange waren die Wale die Gejagten. Nun haben sie den Spieß umgedreht und sind zu Jägern geworden. Alexandra zieht das Schiff mit ihrer Flosse, auf welchem die Matrosen, die einer kleineren Walart angehören, arbeiten. Die Lehrlinge Treasure, Willem und Bathseba folgen ihrer Kapitänin, mit Harpunen auf dem Rücken. Die Wale halten sich für die Herrscher der Meere. Sie sind den Menschen, dieses seltsamen und barbarischen Kreaturen, die “verkehrt herum” leben (für Menschen ist der Ozean unten und der Abgrund oben), klar überlegen. Menschen verfügen weder über Echoortung zum Navigieren, noch über eine Atemblase. Die junge Bathseba findet die Jagd auf die Menschen, oder wohl eher den Krieg mit ihnen, spannend und aufregend, doch im Laufe der Zeit wird sie ihre Meinung radikal ändern. Als ihre Gruppe ein treibendes Schiff findet und mit leichter Beute rechnet, erleben sie eine Überraschung. Sie entdecken nicht nur einen Menschen, der überlebt hat, sondern auch einen Hinweis auf ihren größten Feind, den Menschen Toby Wick. Dessen Initialen TW sind auf eine Münze graviert. Bathseba hält nicht viel von dem Aberglauben um Toby Wick. Glaubt man den anderen Walen, ist er kein Mensch, sondern der Teufel persönlich, jedoch hat noch niemand ihn wirklich gesehen. Vielleicht ist er ja nur eine Legende. Für Bathseba sind alle Menschen irgendwie Toby Wick. Der menschliche Überlebende wird in eine Luftblase gehüllt und gefangen genommen. Bathsebas Aufgabe ist es, ihn zu bewachen und beim Verhör zu assistieren, da sie die Menschensprache besser als die anderen versteht. Der Mensch, der sich Demetrius nennt, behauptet, Wick hätte sie mit seinem riesigen weißen Schiff angegriffen. Auch die Menschen fürchten ihn. Die Münze sei eine Karte, die den Weg zu Wick weist. Sie folgen der Karte zu den Bergen, und Treasure und Willem träumen schon von einem glorreichen Sieg, von Ruhm und Ehre. Bathseba hingegen zweifelt - an der Mission, an dem kommenden Sieg, an der Existenz von Wick - und wird deshalb von ihrer Kapitänin gemaßregelt, die sie auch sonst oftmals demütigt und schikaniert. Obgleich Bathseba die Menschen hasst (immerhin haben sie ihre Mutter grausam abgeschlachtet und dann noch nicht einmal alle Teile verwertet, sondern das Meiste den Haien überlassen), unterhält sie sich immer öfter und länger mit Demetrius. Sie soll ihm weitere Informationen entlocken und ihn dann töten, doch sie hat Mitleid mit ihm. Es geht ihm nicht gut, er ist hungrig, durstig und friert, die Haut löst sich schon vom Fleisch. Es zeigt sich wieder einmal, dass Menschen nicht für das Leben im Meer gemacht sind. Er kritisiert die Wale und die “Prophezeiungen”, von denen sie ihr Leben bestimmen lassen und sich so vor der freien Wahl und den Konsequenzen drücken. Er warnt sie auch, dass sie Wick in die Falle gehen würden, wenn sie so weiter machen. Alexandra wimmelt derweil eine andere Walschule und deren Kapitän Arcturus ab, die ebenfalls auf der Jagd nach Wick sind. Dann stoßen sie auf ihrem Weg auf die Leichen von über 50 Walen. Etwas in Bathseba zerbricht, als sie ein totes Walbaby sieht, äußerlich unversehrt, aber tragischerweise in der schützenden Umarmung seiner Mutter ertrunken. Sie will nicht mehr. Sie will auch Demetrius die Freiheit schenken. Es hat genug Tote gegeben. Alexandra meint, sie müssen kämpfen, damit sie aufhören können, Teufel zu sein, doch Bathseba fragt sich, ob nicht das Kämpfen sie erst zu Teufeln macht. Sie finden weitere Hinweise auf Wicks Aufenthaltsort in einem Schiff, welches dann aber explodiert, was Treasure das Leben kostet. Alexandra beharrt darauf, dass das alles Teil der großen Prophezeiung ist. Bathseba widerspricht, Alexandra nennt sie ein dummes Kind und schlägt sie heftig mit der Flosse. Bevor die Gruppe in die finale Schlacht gegen Wick zieht, kommt es noch zu einer weiteren Konfrontation mit Kapitän Arcturus. Dann erscheint das große, weiße Schiff von Toby Wick. Doch nichts ist so, wie es zu sein scheint …

Die Illustrationen sind der Hammer, einfach wunderschön! Und die außergewöhnliche Geschichte hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Die ungewöhnliche Erzählperspektive aus Sicht eines Wals erscheint anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich darauf einlässt, kann man sich gut in Bathseba hineinversetzen. Die Thematik rund um den Krieg, Bathsebas Zweifel und die zarte Freundschaft, die zwischen ihr und einem ihrer Feinde entsteht, dies alles verleiht diesem doch recht dünnen Buch eine ganze Menge Tiefgang. Und dann wären da noch die Parallelen zu “Moby Dick”, die bereits beim ersten Satz (“Nennt mich Bathseba.” - Bei “Moby Dick”: “Nennt mich Ismael.”) angedeutet werden. Ist das jetzt ein Kinderbuch? Ja. Nein. Vielleicht. Ich würde es ab 14 Jahren empfehlen, die Grenze nach oben lasse ich offen, denn es ist durchaus auch noch etwas für erwachsene Leser.

Viel Spaß beim Lesen!!!


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