Powered By Blogger

Mittwoch, 4. Oktober 2023

"Julia und der Hai"

Bewegend wie die Wellen! Tiefgründig wie das Meer!: "Julia und der Hai"!

Kiran M. Hargrave und Tom de Freston, übersetzt von Alexandra Ernst Julia und der Hai 978-3-7432-1377-7 Loewe Verlag Alter: 11+

Zusammen mit ihren Eltern und der Katze Nudel verbringt die zehnjährige Julia den Sommer auf der Insel Unst, der nördlichsten der Shetlandinseln, auf einem Leuchtturm. Papa Dan soll dort ein Computerprogramm schreiben, eine Art automatischen Leuchtturmwärter, der das Licht an und aus schaltet. Mutter Maura ist Meeresbiologin. Eine Zeit lang hat sie Wale erforscht, dann Algenarten, mit denen man Chemikalien aus dem Wasser filtern und Plastik zersetzen kann, doch ihr Lieblingsprojekt ist der Grönlandhai. Grönlandhaie können viele hundert Jahre alt werden, und ihre Zellen könnten vielleicht auch den Menschen zu einem längeren Leben verhelfen und Krankheiten wie Demenz besiegen. Julia findet den Leuchtturm düster und eng. Er riecht muffig und nach Meer - und ein bisschen nach Abenteuer. Sie trifft den Jungen Kin (eigentlich Kinshuk, das bedeutet Blume auf Hindi), der sich nachts mit seinem Teleskop zum Sterne Beobachten auf den Leuchtturm schleicht. Die Jungs aus der Schule sind fies zu Kin. Sie sagen: Hier ist Wikingerland. Da haben Inder nichts verloren! Kins attraktive ältere Schwester Neeta jedoch himmeln sie paradoxerweise an. Julia hat auch Erfahrung mit Mobbing und freundet sich mit Kin an. Am nächsten Tag soll Mutter Maura mit dem Forschungsschiff in See stechen und ist überdreht wie eine Sprungfeder. Sie lädt den norwegischen Kapitän Björn zum Essen ein. Julia hört, wie ihre Eltern sich streiten. Es geht um Geld. Maura kann das Schiff nur für zwei Monate chartern und hofft auf weitere Gelder. Zudem kauft sie eine teure Kamera, für die eigentlich kein Geld da ist. Mauras alberne Stimmung kippt, sie beginnt zu weinen, und Dan fragt nach, ob sie ihre Tabletten genommen hat. Julia versteht das alles nicht. Da die Finanzierung ausbleibt, kauft Maura ein eigenes Boot. Dan kann es nicht fassen und ist super sauer, doch sie meint, auf lange Sicht sei es sogar billiger, und Segeln könne sie genauso gut wie Björn. Das Boot ist sehr, sehr reparaturbedürftig. Es ist ein nach Fisch stinkendes Wrack! Julia und Kin helfen, den Rumpf mit Teer abzudichten, und Maura nennt das Boot “Julia und der Hai”. Die Stimmung im Leuchtturm ist aufgeladen, die Eltern im Dauerstreit, wie Blitz und Donner - und Julia mittendrin. Sie merkt, dass ihr Vater besorgt ist und ist irritiert, weil sowohl die Stimme als auch die Stimmung ihrer Mutter immer schriller werden. Als Julia und Kin mit Mauras alter Kamera die Sterne fotografieren und dabei alte Fotos von einem Feld und einem Vogelschwarm löschen, bricht Maura völlig zusammen. Julias Vater erklärt ihr, warum für Maura diese Fotos so wichtig waren. Sie zeigten den Ort, an dem sie die Asche ihrer Mutter verstreut hat, als sie mit Julia schwanger war. Damals, und drei Jahre später noch einmal, wurde sie krank, psychisch krank. Julias Vater erklärt Julia, was eine bipolare Störung ist. Bei der Jungfernfahrt des Boots gibt sich Maura betont fröhlich, doch ihr Gesicht ist wie eine Maske und Julia weiß, dass die Fröhlichkeit nicht echt ist. Das Meer erscheint ihr endlos. Irgendwo hier schwimmt ein Hai, langsamer als die Zeit. Julia und Kin wollen einen Meteoritenschauer beobachten, als ihnen Ober-Fiesling Adrian und seine Kumpels Olly und Richard auflauern. Adrian beschädigt Kins Teleskop und lässt rassistische Bemerkungen fallen. Auch Julia wird nicht verschont von seinem Hass. Das Ganze endet mit einer Prügelei zwischen Julia und Adrian und einem Streit zwischen Julia und Kin. Julia fühlt sich einsamer als je zuvor. Sie hört, wie ihre Mutter über sie sagt, dass sie nur im Weg sei. Trotz des Zeitdrucks wegen des Projektes verkriecht sich Maura einfach im Bett und kommt nicht mehr raus. Julia macht sich Sorgen, zu Recht. Dan muss Maura ins Krankenhaus bringen, denn sie hat Tabletten genommen, sehr viele Tabletten. Julia wird ausgerechnet bei Adrian und seinem Opa geparkt. Als Kapitän Björn auftaucht und sagt, dass er den Hai gesichtet hat, ist Julia nicht mehr aufzuhalten. Allein macht sie sich mit der “Julia und der Hai” auf, um den Hai zu finden. Irgendwie glaubt sie, wenn sie den Hai findet, wird alles wieder gut …

Bewegend wie die Wellen! Tiefgründig wie das Meer! Dieses Buch hat mich echt überrascht und zutiefst beeindruckt! Ich hatte einfach, von dem wenig aussagekräftigen Klappentext ausgehend (es war mehr das schöne Cover, das mich neugierig gemacht hat), mit einem “nettem” Kinderbuch gerechnet, aber nicht mit einer derart anspruchsvollen Geschichte. Hier wird sehr sensibel mit schwierigen Themen wie psychischer Krankheitt und (versuchtem) Suizid, aber unter anderem auch Themen wie Mobbing umgegangen. Von dem uralten Grönlandhai hatte ich vorher noch nie etwas gehört und muss zugeben, dass er mich total fasziniert. Die mitreißende Geschichte, die aus Julias Sicht erzählt wird, die poetische Sprache, die ungewöhnliche Gestaltung mit Bildern in “Manisch-Gelb” und “Depressiv-Grau”, die Mauras Gefühle widerspiegeln, das alles macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Es ist vielleicht nicht einfach, aber einfach toll - und nicht nur für Kinder!

Viel Spaß beim Lesen!!!


Buch bestellen?

https://www.osiander.de/shop/home/artikeldetails/A1067052769


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen